Wo Menschen sind, da menschelts und so ist es nichts Ungewöhnliches, dass es an manchen Tagen eher ruppig zur Sache geht. Wenn so eine Stimmung allerdings permanent vorherrschend ist, ist das ein wirkliches Problem. Auch wenn es sich dabei nur um einzelne Personen handelt, die dieses Verhalten an den Tag legen, kostet das immens viel Energie.
Bevor wir uns genauer ansehen, wie Sie mit Unhöflichkeit umgehen können, sehen wir uns doch den Begriff Unhöflichkeit selbst an. Menschen werden oft als unhöflich bezeichnet, wenn sie zu direkt oder frech sind bzw. bestimmte soziale Sitten nicht einhalten. Unhöflichkeit ist ein rücksichtsloses Verhalten, das vom fehlenden Respekt gegenüber einer anderen Personen zeugt. Das kann beispielsweise das absichtliche Vorenthalten von Informationen sein, das Ausschließen einer Person aus einer Gruppe oder eine respektlose Anrede. Unhöflich ist es aber auch, jemanden absichtlich in Verlegenheit zu bringen, dessen Arbeit runterzumachen, bösartige Gerüchte zu verbreiten, beleidigende E-Mails zu versenden. Unhöflichkeit ist subjektiv.
In meiner Arbeit dreht sich alles um die Bedürfnisse der Nutzer und der Kundenorientierung. Oft wird aber vergessen, dass für den Erfolg eines Projekts letztlich das Team verantwortlich ist. Ist nun die Stimmung im Team selbst frostig, der Ton rau und das Verhalten bestimmter Personen sorgt für betretenes Schweigen, nützt all die Kundenfokussierung nichts. Die Folgen sind fehlende Kreativität, schwache Leistung und mangelnde Konzentration. Unhöflichkeit beeinflusst aber noch mehr das emotionale Wohlbefinden und die körperliche Gesundheit - auch außerhalb der Arbeit.
Das zeigt auch folgendes Ergebnis einer Studie: Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt, um Worträtsel zu lösen: Die eine Gruppe wurde sehr unhöflich behandelt, die andere hingegen freundlich und mit Respekt. Das Resultat: Diejenigen, die unhöflich behandelt wurden, schnitten um 33 Prozent schlechter ab und hatten auch um 39 Prozent weniger kreative Ideen als die andere Gruppe.
Bei einem zweiten Versuch begegnete die eine Gruppe vorab einem missgelaunten Professor, der sich aufgrund der Störung äußerst unhöflich verhielt, während die andere Gruppe auf niemanden traf. Die Personen, die auf den missmutig gelaunten Professor trafen, produzierten nicht nur um 58 Prozent weniger Ideen als die anderen, sondern ihr Ergebnis war generell um 61 Prozent schlechter.
Wenn Sie jemals mit unhöflichen Personen an Ihrem Arbeitsplatz zu tun hatten, ist es für Sie keine Neuigkeit, dass das die Stimmung, Kreativität und Produktivität beeinträchtigt. Aber was können Sie dagegen tun?
1. Verbringen Sie Zeit mit Kollegen, die Sie mögen.
Nicht nur Unhöflichkeit und negative Emotionen wirken sich auf unser Umfeld aus - auch positive Beziehungen wirken ausgleichend und geben den dringend benötigten emotionalen Auftrieb. Studien zeigen, dass sich Unhöflichkeit zwar bis zu siebenmal stärker auf das Wohlbefinden auswirkt als positive Gespräche. Aber wenn Sie sich mit Menschen umgeben, die Sie inspirieren, stärken Sie Ihre Energie auf Dauer. Denken Sie auch darüber nach, warum Sie diese Arbeit machen und was Sie Gutes damit bewirken. Lassen Sie nicht zu, dass übel gelaunte Kollegen Ihnen den Tag und vielleicht sogar die Freizeit vermiesen.
2. Antworten Sie nicht auf Unhöflichkeit mit Unhöflichkeit.
So wie man in den Wald hineinruft... Der erste Impuls, wenn uns jemand unhöflich behandelt, ist, unhöflich darauf zu reagieren. Widerstehen Sie aber diesem Impuls, denn das kann sich sonst schnell böse rächen. Nicht selten eskalieren solche Situationen und es treten offene Konflikte auf, die sich nur mehr schwer lösen lassen. Ignorieren Sie lieber derartige Bemerkungen, versuchen Sie Begegnungen mit dieser Person so gut es geht zu vermeiden. Bei Aufeinandertreffen bleiben Sie stets kurz, knapp und freundlich.
3. Suchen Sie das Gespräch.
In einigen Fällen kann das direkte Gespräch helfen. Vor allem dann, wenn es sich um eine einmalige Begegnung oder ein bestimmtes Verhaltensmuster handelt, auf das Sie sich beziehen können. Fragen Sie sich aber vorab selbst, ob Sie eventuell überreagieren oder sensibel sind (besprechen Sie das auch mit Kollegen oder Freunden und bitten Sie sie um eine ehrliche Einschätzung). Wenn dies nicht der Fall ist, dann suchen Sie nach einem geeigneten Zeitpunkt für ein Vier-Augen-Gespräch. Wählen Sie dazu eine Umgebung aus, in der Sie sich beide wohl fühlen. Versuchen Sie direkte Anschuldigungen zu vermeiden und konzentrieren Sie sich darauf, wie Sie die Zukunft gestalten können, um möglichst gut zusammenzuarbeiten. Betonen Sie dabei, dass es sich um Ihre persönliche Perspektive handelt. Achten Sie auf die Wahl Ihrer verbalen und nonverbalen Aussagen und versuchen Sie vor allem gut zuzuhören und zu paraphrasieren. Alle Infos, die Sie in diesem Gespräch bekommen, helfen Ihnen langfristig enorm weiter.
4. Sprechen Sie mit anderen.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie wirklich das Gespräch suchen sollten, vertrauen Sie sich dennoch einem Ihrer Kollegen an. Häufig behalten wir diese Gefühle aus Angst oder aus einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit für uns. Unhöflichkeit kann aber nur beseitigt werden, wenn es angesprochen wird, denn nur so kann Verhalten geändert werden. Ihr Feedback könnte den unhöflichen Kollegen möglicherweise dazu motivieren, sich mit seinem Verhalten auseinanderzusetzen und sich zu ändern. Oder Sie stellen vielleicht fest, dass es nicht nur Ihnen so geht.
Aber Achtung: Sollten Sie gemobbt oder belästigt werden, müssen Sie auf jeden Fall und so schnell wie möglich reagieren und Ihren Vorgesetzten oder die Personalabteilung darüber informieren.
Generell
Wann immer jemand Sie freundlich behandelt, zeigen Sie Ihre Wertschätzung und drücken Sie Ihre Dankbarkeit aus. Sie werden sehen, dass das bereits einen Unterschied macht. Gehen Sie mit gutem Vorbild voran und seien Sie nicht einfach nicht unhöflich. Höflichkeit erfordert etwas mehr, nämlich eine Geste des Respekts, der Anerkennung, der Freundlichkeit und der Herzlichkeit.
Es sind die kleinen täglichen Höflichkeiten und Umgangsformen, die so wichtig für unsere Leistung und unser Wohlbefinden sind. Sie entscheiden letztlich über unseren Erfolg und wie wir selbst mit anderen Menschen umgehen. Ein offenes Miteinander, Respekt und Wertschätzung werden heute mehr denn je gebraucht. Diese Verhaltensweisen müssen aber täglich geübt werden, vor allem in Zeiten, in denen generell unnötig viel Angst und Hass herrscht.