In dem 1974 aufgenommenen Song „Shelter From the Storm“ schildert Bob Dylan eine lange Litanei von Problemen, die alle zusammen einen kulturellen Moment darstellten. Unter anderem singt Dylan darin von dem Problem „vor Erschöpfung ausgebrannt“ zu sein. Mitte der 1970er Jahre erlangte Burnout, wie wir den Begriff heute verwenden, erstmals wissenschaftliche Legitimität und bekam eine breite öffentliche Aufmerksamkeit.
Burnout ist heute ein wichtiges Stichwort für die Art, wie wir über unsere Probleme bei der Arbeit sprechen. In einer kürzlich durchgeführten Umfrage wurde Burnout als ein Hauptgrund dafür genannt, dass im Jahr 2021 eine rekordverdächtige Zahl von Menschen ihren Job kündigte. Dabei ist Burnout kein neues Phänomen. Tatsächlich begleitet es uns schon seit Jahrzehnten.
In den frühen 1970er Jahren verbrachte der amerikanische Psychologe Herbert Freudenberger regelmäßig mehr als 10 Stunden am Tag in seiner Praxis, um danach in einer anderen Klinik die medizinischen Bedürfnisse der dort lebenden Menschen zu befriedigen. Nach einer gewissen Zeit identifizierte Freudenberger bei sich selbst einen Zustand, den er als Erschöpfung durch extreme Anforderungen an Energie, Kraft oder Ressourcen betrachtete. Das Schlimmste für ihn aber war, dass aufgrund dieses Zustands nicht mehr körperlich und geistig in der Lage war, seine Ziele zu erreichen. Er begann sich mit diesem Phänomen zu beschäftigen und taufte es Burnout.
Freudenberger führte Burnout auf das schnelle Tempo des sozialen und wirtschaftlichen Wandels zurück, von der sexuellen Revolution bis zum Konsumismus. Er beschrieb auch das Problem, dass die Menschen durch das Fernsehen mit verführerischen Bildern von anderen konfrontiert werden, die ein scheinbar ein sehr gutes Leben führen. Analog also das, was uns in der heutigen Zeit durch soziale Medien passiert.
Wenn man sich die Zahlen rund um Burnout ansieht, ist nicht sehr unwahrscheinlich, dass Sie sich ebenfalls schon einmal ausgebrannt gefühlt haben (Sie können hier einen kostenlosen Test durchführen). Wenn man sich wie eine ausgetrocknete Hülle eines Menschen fühlt, wird alles schnell zu einer schier unüberwindbaren Aufgabe. Jede gewöhnliche Arbeit wird dann als außerordentlich anstrengend wahrgenommen. In der Psychologie ergeben sich drei Dimensionen, die durch Burnout manifestieren werden: emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und eine negative Einstellung zur persönlichen Leistungsfähigkeit.
Wenn Sie ausgebrannt sind, fühlen Sie sich vor allem überfordert, den täglichen Anforderungen gewachsen zu sein (was manchmal zu einem Gefühl körperlicher Erschöpfung führt). Sie verlieren die Begeisterung für Ihre Arbeit oder für die Qualität von Ihrem Tun und beginnen, an Ihren eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen zu zweifeln. Burnout ist aber nicht nur ein Problem des Geistes – es kann sich auch extrem auf den Körper auswirken. Neben einem enormen Anstieg des Stresslevels, zeigen sich auch physiologische Symptome wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und metabolische Syndrome wie Übergewicht, Diabetes. Im Extremfall führt es auch zu einem vorzeitigen Tod.
Burnout ist ein Problem, das es unbedingt zu lösen gilt. Studien zeigen, dass wenn Sie sich erst einmal in dem gefürchteten Strudel aus Erschöpfung, Depersonaisierung und Selbstkritik befinden, Ihnen all das, was Sie früher bei der Arbeit glücklich gemacht hätte, unglücklich macht. Daher ist es wichtig offen mit dieser Problematik umzugehen und Lösungen zu finden.
Im Idealfall lässt sich Burnout bereits von der Arbeitgeber-Seite vermeiden. Mein Rat an die Arbeitgeber lautet daher: Bitten Sie die Menschen nicht, ihre ganze Zeit und ihre Beziehungen für ihren Job zu opfern. Lassen Sie die Menschen innerhalb rationaler Grenzen ihre Arbeit selbst kontrollieren. Ermutigen Sie sie auch auszusprechen, wie es ihnen bei der Arbeit geht. Stellen Sie außerdem sicher, dass sie wissen, was ihre Aufgabe ist, und dass sie sich unterstützt fühlen. Und bitte: Vermeiden Sie unnötige Meetings!
Mein Rat an betroffene Mitarbeitende ist weitaus schwieriger in die Praxis umzusetzen: Der Schlüssel besteht darin, den Kreislauf zu durchbrechen – indem Sie mehr Freiheit zwischen Ihrem Leben und Ihrem Job schaffen. Ein Weg, um das zu erreichen, besteht darin, nur zu festgelegten Zeiten zu arbeiten. Auf diese Weise können Sie Ihre Zeit einerseits besser einteilen und andererseits in der Freizeit Ihre Gedanken von der Arbeit befreien. Schalten Sie in dieser Zeit Ihre beruflichen Geräte zur Gänze ab – denn unsere Smartphones machen es der Arbeit sehr leicht, sich über unser ganzes Leben zu erstrecken. Diese Pausen helfen Ihnen dabei, Kraft zu tanken. Studien zeigen sogar, dass es diese Pausen sind, die Ihre Produktivität erhöhen.
Obwohl das Bewusstsein für Burnout gewachsen ist, hat sich das Verständnis der Erkrankung nicht wesentlich verbessert. Es besteht immer noch wenig Konsens darüber, wie Burnout gemessen werden kann, und es gibt keine allgemein anerkannten Methoden zu seiner Diagnose. Burnout ist nicht wie ein grippaler Infekt, der mehr oder minder nach ein paar Wochen von selbst wieder verschwindet. Sie müssen dazu Änderungen in Ihrem Leben vornehmen.