Jeder Mensch erlebt im Laufe seines Lebens Umstände, die er oder sie gerne ändern würde. Vielleicht versucht etwas in Ihrem Leben Stress oder Sorgen. Vielleicht empfinden Sie Ihren Job nicht als erfüllend oder Sie fühlen sich nicht verstanden oder einsam. Sie könnten die Situation ändern, indem Sie sich einen neuen Job suchen und einen neuen Freundeskreis finden. Kurz gesagt, Sie könnten die Außenwelt so ändern, damit es Ihnen besser geht. Damit wären theoretisch auf einen Schlag alle Probleme gelöst. Es bleibt aber in der Theorie, denn wenn Sie tief in sich hineinhören, werden Sie sofort wissen, dass Sie egal, wohin Sie gehen Ihre aktuellen Probleme immer mit im Gepäck haben werden.
In den meisten Fällen reagieren wir in unserer modernen Welt auf schwierige Situationen, denen wir uns hilflos ausgeliefert fühlen, mit Stress. Das ist ein natürlicher Mechanismus: Unsere Emotionen aktivieren unsere Wachsamkeit gegenüber Bedrohungen. Das hilft uns dabei, Gefahren zu erkennen und entsprechend zu reagieren. In einer Situation, in der Sie vor einer halben Million Jahre vor einem Säbelzahntiger flüchten mussten, war das sehr praktisch. Sie hätten keine Zeit gehabt, während dem Laufen noch Ihre Emotionen zu kontrollieren.
Aber in der modernen Welt hilft Ihnen dieses Vorgehen nicht. Sie werden in Ihrer Höhle nicht entspannen können. Nicht, weil Sie wissen, dass der Säbelzahntiger vor der Türe wartet, sondern weil die E-Mails sich stapeln und das Handy pausenlos klingelt. Das führt zu chronischem Stress, den der moderne Mensch mit modernen Mitteln zu bekämpfen versucht: Drogen, Alkohol, Grübeln, Selbstbeschimpfung. Nur helfen Ihnen diese Reaktionen nicht dabei langfristig Linderung zu erfahren. Im Gegenteil.
Manches Mal ist es gar nicht so schwer, die Umgebung zu ändern. Es ist manches Mal sogar dringend notwendig, wenn Sie sich zum Beispiel in einem gewalttätigen oder toxischen Umfeld bewegen. Aber manches Mal ist es sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich die Umstände zu ändern. Vielleicht haben Sie eine chronische Krankheit oder Sie haben einen Job, den Sie mögen, aber einen Chef, der Ihnen Ihren Job erschwert. In solchen Situationen können Sie die physische Realität nicht ändern, aber Sie können Ihre Reaktion darauf anpassen. Denn zwischen Ihren Rahmenbedingungen und Ihren Reaktionen gibt es einen Raum, in dem Sie die Freiheit haben.
Bereits vor mehr als 2000 Jahren erinnerten uns die Stoiker daran, dass das Leben nicht aus unseren Erfahrungen besteht, sondern daraus, was wir damit machen. Die alten Philosophen sind auch in unserer heutigen Welt unsere Retter. Sie erkannten, dass wir unsere Reaktionen steuern können, wenn wir wissen, wie es funktioniert. Der Schlüssel liegt darin, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und neue Denkgewohnheiten aufzubauen.
Hier sind drei Strategien, die Ihnen dabei helfen können:
Achten Sie auf Ihre Emotionen
Selbstbeobachtung erfordert, dass Sie genau darauf achten, was Sie im Moment fühlen, um sich dann diesen Gefühlen mit Neugier anzunähern.
Angenommen, Sie haben es satt, den ganzen Tag von Meeting zu Meeting zu hetzen, um dort langweilige Präsentationen ohne viel Inhalt zu hören. Anstatt darüber nachzudenken, wie es wäre, wenn diese Meetings nicht wären, analysieren Sie kurz die Situation: Wann ist Ihr Wunsch, schreiend aus dem Meeting zu laufen, am größten? Beim wievielten Meeting ertappen Sie sich, geistig Hangman mit Ihren Kollegen zu spielen? Führen Sie eine Liste, in welchen Situationen Sie sich am schlechtesten fühlen und überlegen Sie dann, welche Maßnahmen Sie in Ihrem Ablauf treffen können, damit das nicht passiert.
2. Nehmen Sie Ihre Emotionen an
Die Idee, dass Sie Ihre Umstände ändern müssen, wenn Sie sich traurig, gestresst oder wütend fühlen, basiert auf der Annahme, dass negative Gefühle etwas Falsches sind. Dabei sind in weiten Teilen unseres Lebens negative Emotionen Teil der menschlichen Erfahrung. Wenn wir sie löschen würden, wäre das Leben um ein Vielfaches grauer. Und wir täten uns viel schwerer, den Sinn und Zweck unseres Lebens zu ergründen.
Sehen Sie sich die Liste von oben nochmals an und fragen Sie sich, was Sie aus den Gefühlen über sich selbst lernen können (weitere Tipps finden Sie auch in diesem Artikel).
3. Helfen Sie anderen
Menschen, die sich als Opfer der Umstände betrachten, haben oftmals das Gefühl, dass sie keine Verantwortung für die Welt oder andere Menschen haben. Eine Möglichkeit das zu ändern, ist anderen zu helfen. Anderen zu helfen, steigert das eigene Glück enorm, das beweisen sogar Untersuchungen.
Wenn Sie mit Ihrer Gesundheit kämpfen, finden Sie andere, die ähnliche Probleme haben und bieten sie Ihnen an zuzuhören und zu helfen. Wenn Sie sich im Job alleine fühlen, suchen Sie jemanden, den Sie einführen können oder stellen Sie sich als Mentor zur Verfügung.
Das Leben zu bestreiten und es zu leben, sind manches Mal zwei grundverschiedene Dinge. Es gibt weder Gutes noch Schlechtes, so Shakespeares Hamlet, nur unsere Denkweise macht es dazu. Vieles in unserem Leben spielt sich meiner Meinung nach nur in unseren Köpfen ab - in der Erinnerung, der Vorstellung oder bei der Interpretation. Wenn Sie Ihr Leben wirklich ändern wollen, dann fangen Sie damit an, Ihre Denkweise zu ändern. Und zwar gleich hier und jetzt.