Meinen letzten Newsletter habe ich mit folgenden Worten begonnen „Heute kämpfe ich. Ich kämpfe mit meiner Motivation, mich hinzusetzen und an meinem Manuskript weiterzuschreiben.“ Dieses Geständnis hat für viele Reaktionen gesorgt, die mich ehrlich gesagt überrascht haben. Denn natürlich habe auch ich Tage, an denen ich gefühlt auf der Stelle trete, nichts weiterbringe und den Tag am liebsten im Bett verkrochen verbringen will. Fehlende Motivation betrifft nicht nur Sie oder mich – es betrifft uns alle.
Gerade die gegenwärtige Realität hat dieses Gefühl noch verschärft. Die Dinge ändern sich teilweise so schnell, dass wir uns von den einfachsten Aufgaben bereits überwältigt fühlen. Wir durchleben einen Tsunami der Gefühle nach dem anderen, ohne Zeit zum Durchatmen zu bekommen.
Wenn Sie jemand sind, der im Alltag wenig Motivation für die scheinbar einfachsten Dingen aufbringen kann, sind Sie deswegen nicht faul oder haben gar zu wenig zu tun. Im Gegenteil: Es ist viel wahrscheinlicher, dass Sie versuchen, viel zu viel an einem einzigen Tag unterzubringen und jedes noch so kleine Detail perfekt zu erledigen.
Das Internet hat unser Gefühl von Normalität verändert – und zwar zum Nachteil. Es vermittelt uns das Gefühl, dass jeder - außer wir selbst - die Tage voller Produktivität und maximal ausgelastet verbringt. Das motiviert uns, dass wir gerade zu Beginn unser Bestes geben, aber am Ende demotiviert es. Wir vergessen dadurch nämlich, dass es in Ordnung ist, die Person zu sein, die wir sind. Wir vergessen, dass es in Ordnung ist, wenn wir nicht alle Dinge auf unserer To-Do-Liste auch tatsächlich erledigt haben. Wir vergessen, dass es in Ordnung ist, dass unser Posteingang übergeht und wir keine Lust verspüren, das zu ändern. Wir vergessen, dass es in Ordnung ist, dass wir morgens nicht topgestylt, bestens gelaunt und total motiviert aus dem Bett springen.
Nicht alles zu erledigen macht Sie nicht zu einem faulen oder gar schlechten Menschen. Es bedeutet auch nicht, dass Sie weniger erfolgreich sind oder gar keine Willenskraft haben. Es bedeutet nur, dass Sie ein Mensch aus Fleisch und Blut sind, der das Beste gibt, aber der eben auch seine Grenzen hat und sich deswegen ein wenig selbst manipuliert. Das Geheimnis der Selbstsabotage besteht nun darin, dass es Dinge gibt, die wir deswegen nicht tun, weil sie uns einfach nicht wichtig sind oder weil sie unser eigentliches Ziel nicht unterstützen.
Die meiste Zeit lassen wir uns von fremden Menschen sagen, was wichtig ist und wie wir Erfolg und Glück zu definieren haben. Wir setzen uns von den Erwartungen der Gesellschaft unter Druck und werden dadurch massiv verunsichert.
Wenn Ihr Herz Ihnen sagt, dass die Ziele, die Sie gerade verfolgen, nicht wichtig sind (wie beispielsweise morgens topgestylt, mit einem Riesengrinser im Gesicht und voll motiviert aus dem Bett zu springen), beginnt ein innerer Kampf. Denn tief in Ihrem Herzen wissen Sie, dass Ihre Prioritäten woanders liegen.
Sie müssen sich selbst die Erlaubnis geben, diese Ziele, die meist im Außen entstanden sind, loszulassen. Sie müssen damit beginnen zu erkennen, dass nur Ihre eigene Meinung wichtig ist - nicht das, was andere Menschen denken könnten (Sie wären überrascht, wie wenig andere Menschen über Sie nachdenken. Die meisten sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Mehr dazu finden Sie in diesem Artikel.).
Dieses Denken können Sie ändern, indem Sie beginnen, Rituale und Routinen in Ihr Leben einzuführen. Das kann so aussehen, dass Sie jeden Tag zur gleichen Zeit Ihr Mailprogramm öffnen und ohne viel erst lange zu überlegen die Mails von oben nach unten abarbeiten. Oder dass Sie immer in der Früh laufen gehen - unabhängig vom Wetter oder Ihrer Laune. Egal, was Sie machen: Der springende Punkt ist, dass Sie sich selbst einen Autopilot einrichten, der Sie wie ein innerer Trainer ständig daran erinnert, dass es eigentlich darum geht, Ihr tatsächliches Ziel zu erreichen.
Wenn Sie sich also nicht motiviert fühlen, dann deswegen, weil Sie nicht Ihre eigentlichen Ziele verfolgen. Denn in Wahrheit ist der Mensch von Natur aus mit genügend Motivation ausgestattet, wenn es das zu erreichen gilt, was er wirklich will.
Ich habe meine Motivation an dem Skript weiterzuschreiben wiedergefunden, weil ich mich an das Gefühl erinnert habe, wie spannend es ist, die Perspektive zu wechseln, wie viel Neues ich selbst dabei lerne, wie toll das Gefühl ist, das fertige Buch in Händen zu halten und wie gut es sich anfühlt, wenn anderen diese Ansätze wirklich weiterhelfen.
Wenn Sie Ihre Energie also auf das richten, was Sie eigentlich erreichen wollen und nicht auf das, was andere von Ihnen womöglich erwarten, werden Sie die Motivation wiederfinden und ganz von alleine erkennen, dass Sie gar nicht unproduktiv oder gar willensschwach sind. Sie sind absolut in Ordnung und einzigartig – genauso wie Sie sind.
Die Ergänzung zu meinem Standardwerk „Design Thinking im Unternehmen“. Hier finden Sie Tools, die nicht dem 0815-Vorgehen entsprechen und die ich selbst am liebsten anwende.
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