Quo vadis?

Ich werde oft in Interviews gefragt, wie ich meinen Weg gefunden habe und wann ich wusste, dass ich an meinem beruflichen Ziel angekommen wäre. Diese Fragen stimmen mich nachdenklich, denn ich glaube, dass ich weder einer Berufung folge noch, dass ich ein berufliches Ziel habe. Ich bin allerdings der Überzeugung, dass wir alle etwas haben, das uns interessiert und das wir verfolgen sollten.

Manches Mal wissen wir vielleicht nicht, was das sein kann, oder wofür wir wirklich brennen, aber jeder hat etwas, das ihn oder sie begeistert und bei dem die persönliche Neugier aktiv wird. Und ich bin der festen Meinung, dass niemand Opfer der Umstände ist und dass die gegenwärtige Realität nicht die einzige, starre Realität ist. Vielmehr besteht das Leben aus Veränderung, aus Lernen und Wachsen.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, wofür Sie brennen, ist einer der besten Wege das herauszufinden sich zu überlegen, womit Sie aktuell gerne Zeit verbringen. Wenn Sie zum Beispiel gerne fotografieren, könnten Sie diese Leidenschaft zu Ihrem Beruf machen oder zumindest einen Teil davon beruflich integrieren. Es muss nicht unbedingt der Fotografen-Beruf per se sein, Sie könnten im Marketing Ihre Leidenschaft für Fotos einsetzen oder im Grafikdesign arbeiten.

Es gibt viele Wege, das Hobby zu integrieren, aber am besten ist es, wenn Sie es nicht gleich zu Ihrer neuen Profession machen. Reden Sie zuerst mit Menschen, die aktuell diesen Beruf ausüben, lesen Sie Artikel darüber, organisieren Sie einen Probetag. Das Wichtigste ist, zu prüfen, ob Ihre Neugier über das Hobby hinaus anhält.

Wenn Sie meine Geschichte ein wenig verfolgt haben, dann wissen Sie vielleicht, dass ich einen langen Weg zu dem hatte, wo ich aktuell stehe – und dass meine Reise noch längst nicht zu Ende ist. Ich wollte seit jeher Menschen helfen. In der Schule hatte ich im Schulhof sogar Sprechstunden, in denen ich den Mitschülern half, Probleme jeder Art zu lösen. Das hat mich zur Psychologie, Wirtschaft und zur Bildungswissenschaft geführt. Aber nach den Studien war ich gefangen in Jobs, in denen ich das Marketing für große Unternehmen gemacht habe, in denen ich in Büros hinter Computern gesessen bin oder mit Menschen gesprochen habe, die ihr Leben eigentlich nicht ändern wollten. Obwohl ich viel dabei lernte, war ich nicht glücklich.

Was mir hingegen wirklich Freude bereitete, war Dinge anzupacken, Menschen zu ermutigen und zu begleiten, Schritte in fremde Terrains zu setzen, die sie sonst nur in ihren Träumen betreten. Irgendwann entdeckte ich das Thema Design Thinking, in dem ich alles fand, was meine ganze Begeisterung bündelte: Empathie, Psychologie, Kommunikation und Veränderung in ihrer aktivsten Form. Ich bildete mich weiter, flog mit meinem Mann ins Silicon Valley, begann meinen Blog zu schreiben und kündigte meinen Job nach einer Krankheit, die mir deutlich vor Augen führte, wie kurz unser Leben ist und wie wichtig es ist, die Dinge zu tun, die wir tun wollen.

Damals fanden die Leute mein Vorgehen lächerlich. Warum einen festen Job aufgeben? Aber Sicherheit und Schutz waren nicht das, was mich hierherbrachte: Ich habe all diese Dinge studiert, um Menschen in Unternehmen zu helfen, glücklich zu sein und Veränderung zu leben. Die Tatsache, dass jemand, der nicht ich war, meinen Träumen und Ambitionen Grenzen setzte, war absurd und inakzeptabel. Also habe ich diese Stimmen ignoriert.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, wo Ihre Interessen liegen, kehren Sie zu Ihren ersten Interessen zurück. Zu oft neigen wir in unserem Leben dazu, darauf zu schauen, wo wir uns gerade befinden. Wir fragen uns dann, wo wir von hier aus gehen können. Aber das ist meiner Erfahrung nach die falsche Frage.

Es gibt immer mindestens eine Million Gründe, nichts Neues auszuprobieren. Aber im Leben geht es auch darum, anzuerkennen, dass wir nicht bereits Experten in allem sind und dass es in Ordnung ist, manchmal dumm auszusehen, um die Person zu werden, die wir sein wollen.

Wenn Sie die Entscheidung treffen, interessante Inhalte zu verfolgen, dann investieren Sie in Ihr zukünftiges Selbst. Sie wissen nicht, wohin es führen wird - und das ist der springende Punkt: Zu leben bedeutet immer eine ungewisse Zukunft vor sich zu haben. Aber wenn Sie bereit sind, die Chancen des Lebens voll auszuschöpfen, dann lohnt es sich, egal, wohin der Weg Sie letztlich führen wird.