Die wichtigste Beziehung, die Sie jemals haben werden, ist die zu Ihren Gedanken. Keine andere Beziehung in Ihrem gesamten Leben ist oder wird jemals so wichtig sein wie diese. Wenn Ihre Gedanken voller Freude sind, ist das Ergebnis Freude. Wenn Ihre Gedanken voller Angst sind, ist auch das Ergebnis Angst. Die meisten unserer Gedanken sind auf die Zukunft gerichtet. Wir wollen im Voraus wissen, was passieren wird. Diese Sucht nach Sicherheit und Kontrolle ist allerdings die größte Quelle für unsere Ängste.
Wir wollen wissen, was die Zukunft uns bringt und welche Folgen unsere Entscheidungen haben werden. Die Zukunft ist aber unbekannt und unsere Leben folgt keinem vorhersehbaren Plan. Trotzdem vergleichen wir unseren eigenen Weg mit einem Ideal, das es so nicht gibt. Ausnahmslos jeder von uns befindet sich immer wieder mal im Leben in einem massiven Umbruch. Und doch gibt es niemand, der uns beibringt, wie man diesen meistert. Die Angst kommt dann, wenn wir versuchen, das Unbekannte abzuhalten und die Veränderungen abzuwehren. Dadurch sind wir aber nicht im Fluss des Lebens, sondern in der Starre gefangen.
Viele von uns leben das Leben wie ein Schachspiel: Nachdenklich lehnen sie sich zurück, konzentrieren sich auf das Brett und sind gedanklich bereits vollkommen fokussiert auf den nächsten Zug. Zieht der Gegner allerdings einen anderen Zug als gedacht oder stellt sich die eigene Entscheidung sich als „Fehler“ heraus, führt das zu einem furchtbaren Ärger und Unwohlsein. Um das zu vermeiden, betrachten sie im Vorhinein die unterschiedlichsten Konsequenzen einer Entscheidung, erstellen verschiedene Szenarien und analysieren alles, was geht, peinlich genau. Gemeinhin wird dieses Vorgehen auch als „Paralyse durch Analyse“ bezeichnet: Dabei bewegen wir uns nicht vorwärts, sondern wir drehen uns im Kreis. Kein Weg scheint nach draußen zu führen, alles ist blockiert. Wenn Sie sich jemals bei der Entscheidungsfindung unwohl oder gar ängstlich fühlen, dann vermutlich deswegen, weil Sie krampfhaft nach Sicherheit suchen.
Die Angst vor dem Unbekannten, das neue Möglichkeiten bietet, hält uns in der Angst gefangen. Wir bleiben lieber im Gewohnten, im Vertrauten, anstatt uns der Ungewissheit eines anderen Weges zu stellen. Auch wenn uns vielleicht dieser Weg Freude bereiten könnte, bereitet uns doch die Frage nach dem „Wer wäre ich dann?“ so viel Angst, dass wir erstarren.
Dabei ist es im Grunde eine sehr gute Nachricht, dass nichts sicher ist. Das Leben ist im ständigen Fluß und die Welt ist voller Möglichkeiten. Wenn wir lernen, unsere Beziehung trotz der ganzen Ungewissheiten, die nun mal existieren, neu zu gestalten, laden wir so neue und ganz wunderbare Möglichkeiten ein.
Das, wogegen wir uns wehren, wird immer größer und stärker. Wenn wir uns aber nicht gegen die Unsicherheiten, die nun mal da sind, lehnen, sondern sie im Gegenteil einladen und annehmen, werden genau diese Unsicherheiten zu unseren größten Verbündeten. Dann sind wir auch in der Lage unser Leben selbst zu steuern, wie es sich entfaltet - und das in Echtzeit. Um Ungewissheit anzunehmen, müssen wir die Beziehung zu unseren Gedanken ändern.
Halten Sie auch im Alltag immer wieder kurz inne und fragen Sie sich, was Ihre Gedanken Ihnen eigentlich sagen wollen. Wenn sie Ihnen einreden möchten, dass sie Ihnen Ihre Zukunft vorhersagen können, dann lassen Sie diese Gedanken schnell los und fallen Sie nicht drauf rein. Sagen Sie sich stattdessen, dass es nur ein Gedanke ist, Sie aber niemals dieser Gedanke sind.
Es ist an der Zeit, das anzunehmen, wogegen wir uns gewehrt haben, und Unsicherheit zu einem Verbündeten zu machen. Nur so kann die Unsicherheit zum Wind im Segel unseres Veränderungsprozesses werden.