Die Angst vor dem Scheitern ist eine vollkommen menschliche Emotion. Wirklich jeder von uns erlebt diese Angst mindestens einmal im Leben. Niemand ist davor gefeit - selbst Menschen, bei denen wir uns nicht im Entferntesten auch nur vorstellen können, dass sie jemals von Zweifel oder Ängsten geplagt werden: So enthüllte Oprah Winfrey beispielsweise in ihrem Buch, dass sie ständig bei anderen Menschen, besonders bei Männern, nach Anerkennung und Bestätigung suchen würde. Audrey Hepburn fand ihre Nase zu groß und ihre Brüste zu klein und Arianna Huffington nennt das negative Selbstgespräch in ihrem Kopf ihre widerwärtige Mitbewohnerin.
Wenn Sie in die Ecke mit den Selbsthilfebücher gehen, werden Sie förmlich erschlagen von all den gutgemeinten Ratgebern, die Ihnen erklären, wie Sie Ihre Zweifel überwinden und mehr Selbstvertrauen gewinnen können. Selbstzweifel können schädlich sein, keine Frage. Aber auch hier macht die Dosis erst das Gift aus. Problematisch wird es im Grunde erst dann, wenn wir nicht lernen, auf gesunde Art und Weise mit dieser normalen Emotion umzugehen. Denn es ist in Wahrheit gar nicht so schlecht, wenn wir Unsicherheit als eine Fähigkeit und eine Chance zum Wachstum erkennen.
Hier einige Vorteile, die das Grübeln und Zweifeln an sich selbst durchaus mit sich bringt:
1. Sie sind weniger übermütig
Sie sind ein Mensch. Das bedeutet, dass Sie immer wieder Fehler machen, an Ihre Wissensgrenzen stoßen und Versagen erleben werden. Diese Erkenntnis hilft, freundlicher zu sich und anderen zu sein. Wir sind dann auch bereit, andere Meinungen und Perspektiven zuzulassen, die außerhalb der eigenen Expertise und Erfahrung liegen.
2. Sie sind motivierter zu lernen
Wenn wir unsicher sind, ob unsere Ideen wirklich gut oder ob wir für ein Projekt tatsächlich die richtige Person sind, fragen wir viel eher bei anderen Personen nach und holen Rat ein. Wir sind bereit zu lernen und zu wachsen. Es gibt nichts Effektiveres als ein wenig Selbstzweifel, der Sie dazu anspornt, sich mehr Mühe zu geben, anzustrengen oder an einer Sache dranzubleiben.
3. Sie erkennen schädliche Gedankenmuster
Schätzungen zufolge sind 98% der 60.000 bis 70.000 Gedanken, die wir jeden Tag haben, nahezu ident. Das bedeutet, dass auch unser innerer Kritiker nichts weiter als eine Gewohnheit darstellt. Es ist ein Gedankenmuster, über das wir Kontrolle haben. Wenn Sie die zugrunde liegenden Überzeugungen identifizieren (die meist in der Kindheit verwurzelt sind), die Sie von etwas abhalten, dann haben Sie schon viel gewonnen. Suchen Sie nach irrationalen oder unsinnigen Gedankenmuster, die immer wieder auftauchen, und lernen Sie diese umzugestalten.
4. Sie sind neugierig und stellen Fragen
Die Aufgabe unseres inneren Kritikers besteht letztlich darin, uns zu schützen. Wenn sich das nächste Mal Ihr innerer Kritiker meldet und Sie beispielsweise davor warnen will, dass Sie noch gar nicht bereit sind, ein neues Projekt einzugehen, dann gehen Sie konstruktiv auf seine Bedenken ein. Nutzen Sie diese Gelegenheit, Ihre Fähigkeiten zu reflektieren und zu überlegen, was Sie tun müssen, um mögliche Lücken zu füllen.
Es ist wirklich in Ordnung, ab und an an sich selbst zu zweifeln. Machen Sie sich deswegen nicht schlechter als Sie sind, sondern nutzen Sie diese Zweifel zu Ihrem Vorteil. Selbstzweifel helfen uns letztlich zu prüfen, ob wir auf dem richtigen Weg sind oder ob wir möglicherweise doch einen Richtungswechsel einschlagen sollten. Solange Sie ehrlich zu sich selbst sind und lernen damit umgehen, gibt es keinen Grund, Selbstzweifel als etwas Schädliches zu sehen.