Gehören Sie auch zu den Personen, die sich gerne Ziele setzen, um gesünder, erfolgreicher, kreativer, ein besserer Freund oder Partner zu sein? Wieso hat es Ihrer Meinung nach bis dato nicht geklappt? Oft genug setzen wir uns große Ziele und gehen voller Tatendrang an deren Umsetzung. Nach den ersten Rückschlägen, die meistens auch nicht lange auf sich warten lassen, geben wir schnell wieder auf und verfallen in den alten Trott. Vom Setzen von Zielen alleine ändert sich nun mal nichts. Sie müssen schon die entsprechenden Verhaltensweisen auch leben. Letztlich sind es nämlich nicht die großen und unerwarteten Vorkommnisse, die unser Leben ausmachen. Es sind die Gewohnheiten, die wir täglich tun, die zeigen, wer wir wirklich sind und was wir tatsächlich denken.
Routinen scheinen zwar auf den ersten Blick langweilig zu sein, aber sie sind der Ausgangspunkt für unser Glück, Erfolg und unsere Gesundheit. Gewohnheiten machen ca. 45% unseres täglichen Verhaltens aus. Das Leben, das Sie gerade führen, ist im Grunde die Summe Ihrer Gewohnheiten. Was Sie denken, wie Sie sich fühlen, wie Sie handeln und ob Sie erfolgreich sind oder nicht, ist immer das Ergebnis Ihrer Gewohnheiten. Was Sie wiederholt tun, wird zur Persönlichkeit, die Sie verkörpern, und macht die Dinge sichtbar, an die Sie glauben.
Nun haben wir alle Gewohnheiten, die uns daran hindern, unsere Ziele zu erreichen. Sogenannte schlechte Gewohnheiten sind aber nicht das Resultat unseres schlechten Charakters oder unseres schwachen Willens. Vielmehr gibt es einen guten Grund, warum sich eine bestimmte Gewohnheiten in Ihrem Leben manifestiert hat. Jede einzelne Gewohnheit bietet Ihnen einen Vorteil.
Der wahre Grund Ihrer Gewohnheiten
Gewohnheiten sorgen für die Vereinfachung unseres Lebens, da sie die sensorischen Reize reduzieren, die wir im Laufe eines Tages verarbeiten müssen. Wenn wir jede Entscheidung bewusst bedenken würden, würden wir zu nichts anderem mehr kommen. Denn das Bewusstsein muss schätzungsweise mit ungefähr 50 Basiseinheiten an Informationen (Bits) pro Sekunde fertig werden (das Unbewusste wird zeitgleich sogar mit Millionen von Bits zugeschüttet). Das bedeutet, dass in jeder Sekunde unsere Sinne mit mehreren Millionen Bits arbeiten muss. Um uns vor Überforderung zu schützen, dringen daher weniger als 0,1 Prozent an Informationen in unser Bewusstsein, der Rest wird unbewusst abgearbeitet. Gewohnheiten sparen also jede Menge Energie, da sie automatisch ablaufen und wenig körperliche und geistige Kraft erfordern. Unser effizient arbeitendes Gehirn sucht eben ständig nach Mustern in unserem Leben, die es dann in Gewohnheiten verwandeln kann. Allerdings unterscheidet es bei der Wahl neuer Gewohnheiten nicht zwischen gut und schlecht.
Wir konditionieren Gewohnheiten, indem wir Abläufe ständig wiederholen und uns regelmäßig den Triggern aussetzen, die diese Handlungen auslösen. Dadurch bauen wir eine Komfortzone auf, in der wir uns wohl und sicher fühlen. Wenn wir nun versuchen eine Gewohnheit zu ändern, setzt das voraus, dass wir unsere geliebte, sichere Komfortzone verlassen müssen. Der massive, interne Widerstand ist somit vorprogrammiert.
Wenn Sie jemals eine schlechte Gewohnheit ändern wollten, haben Sie bestimmt bemerkt, dass sich diese zuerst einmal verstärkt, wenn sie bedroht wird. Das ist eine normale Reaktion, denn wir identifizieren uns gemeinhin mit unserem Verhalten. Wenn wir nun eine Gewohnheit eliminieren wollen, gefährden wir damit auch zum Teil unsere aktuelle Identität. Wir können aber ein bestimmtes Verhalten nur dann ändern, indem wir es nicht mehr füttern. Das allerdings führt dazu, dass Sie sich mit den Gefühlen auseinandersetzen müssen, vor denen diese Gewohnheit Sie eigentlich schützen will. Wenn Sie beispielsweise produktiver sein wollen und das Gefühl haben, dass Sie Ihre Zeit ständig durch sinnloses Surfen im Internet vergeuden, könnte bei einer Änderung des aktuellen Verhaltens das Gefühl von Kompetenzlosigkeit möglicherweise stärker als je zuvor auftreten.
Dieses Phänomen wird in der Psychologie Extinktion genannt: Wenn ein Verhalten ausgelöscht wird, indem Sie es nicht mehr abrufen, verstärkt sich zunächst die Reaktion auf dieses Verhalten. Eine Änderung unseres Handelns wird dann immens schwierig, weil wir uns dadurch schlecht und inkompetent fühlen. In Wahrheit aber stehen wir kurz vor dem Durchbruch und müssen nur noch kurz durchhalten und diese Gefühle durchtauchen.
Wie können Sie nun eine Gewohnheit wirklich ändern?
Ob Sie eine Gewohnheit selbst als gut oder schlecht definieren, hängt im Wesentlichen von Ihren persönlichen Zielen ab. Wenn Sie schlechte Gewohnheiten haben, macht Sie das nicht automatisch zu einem schlechten Menschen. Sie zeigen nur, dass Sie ein Mensch aus Fleisch und Blut sind. Hören Sie also zunächst damit auf sich wegen einer schlechten Gewohnheit ständig selbst zu beschimpfen.
1. Machen Sie sich bewusst, wann, wo und wie die Gewohnheit, die Sie ändern möchten, auftritt. Reflektieren Sie dazu ehrlich (!) für sich folgende Fragen:
Wie oft am Tag/ in der Woche führen Sie die Gewohnheit aus?
Wann ertappen Sie sich dabei? Gibt es z.B. eine bestimmte Uhrzeit oder einen bestimmten Tag?
Was ist unmittelbar vor der Gewohnheit passiert? Was haben Sie davor getan?
Mit wem und an welchem Ort befinden Sie sich dabei?
Was löst diese Gewohnheit aus? Wie fühlen Sie sich nachher?
Wenn Sie die Antworten auf diese Fragen gefunden haben, haben Sie schon viel gewonnen. Sie kennen dann den Ursprung Ihrer Gewohnheit und wissen, welches dahinterliegende Bedürfnis Sie damit befriedigen.
2. Nun gilt es einen Ersatz für dieses Verhalten zu finden. Legen Sie sich im Voraus einen Plan zurecht, wie Sie auf den auslösenden Trigger regieren wollen, der Ihre schlechte Angewohnheit hervorruft. Was werden Sie tun, wenn Sie sich zum Beispiel langweilen oder eine stressige Situation erleben?
3. Machen Sie es sich nicht unnötig schwer. Wenn Sie beispielsweise nicht mehr den ganzen Tag naschen wollen, kaufen Sie die verführerische Schokolade erst gar nicht ein. Auch nicht für den Fall der Fälle. Sie müssen damit aufhören, sich selbst zu belügen. Im Moment macht es Ihre Umgebung Ihren schlechten Gewohnheiten einfacher und legt neuen, guten Gewohnheiten Steine in den Weg. Ändern Sie Ihre Umgebung und Sie ändern damit auch das Ergebnis.
Neue Gewohnheiten einzuführen ist wie einen Marathon zu laufen – Sie brauchen vor allem Ausdauer
Sie müssen sich nicht neu erfinden oder Ihr Verhalten und Ihre Vorlieben komplett ablegen, um eine neue Gewohnheit in Ihrem Leben zu etablieren. Sie haben bereits alle Fähigkeiten in sich, um diese Person zu sein, die diese ungeliebte Gewohnheit nicht hat. Es ist sogar sehr unwahrscheinlich, dass Sie bereits Ihr ganzes Leben lang diese schlechte Gewohnheiten ausgeführt haben. Sie müssen also nicht zu der Person werden, die der Schokolade widersteht – Sie müssen lediglich wieder zu der Person zurückkehren, die die Schokolade genießen und jederzeit damit aufhören kann. Auch wenn es eine gefühlte Ewigkeit her ist, haben Sie mit Sicherheit bereits ohne diese Gewohnheit gelebt. Sie können also definitiv wieder zu dieser Person werden.
Behalten Sie aber immer Hinterkopf, dass es alles andere als einfach ist, eine Gewohnheit zu ändern oder eine neue zu etablieren. Dieses Vorgehen kostet viel Zeit und Energie. Schließlich hat es Jahre gedauert, bis Sie zu der Person mit diesen Gewohnheiten geworden sind, die Sie aktuell sind. Es wird also auch eine Zeit lang brauchen, bis Sie neue Gewohnheiten zur Routine gemacht haben. Erwarten Sie keine Wunder über Nacht und setzen Sie sich nicht selbst unter Druck.
Das Wichtigste ist, dass Sie dranbleiben und sich bewusst machen, was der wahre Grund für eine neue Gewohnheit ist. Seien Sie bereit, die Dinge anders zu sehen und jeden Tag als ein Geschenk zu sehen, der eine Menge neuer Möglichkeiten für Sie bereit hält. Dann klappt es auch mit der Veränderung Ihrer Gewohnheiten.