Macht Sie Ihre Arbeit eigentlich glücklich?

Kürzlich bin ich auf eine interessante Studie gestoßen, die seit 1993 weltweit von Gallup durchgeführt wird. Sie befasst sich mit der Arbeitszufriedenheit der Menschen. Die Ergebnisse haben mich überrascht: Im Jahr 2003 gaben 44% der Befragten an, bei der Arbeit “vollkommen zufrieden” zu sein. Im Jahr 2020, dem Jahr des Home Office, stieg dieser Anteil sogar auf beeindruckende 59%. 2022 ist die Zahl leicht auf 49% gesunken.

Viele Menschen, mit denen ich rede, sagen, dass ihr Traumjob der ist, der ihre Fähigkeiten und Interessen in Einklang bringt, ein gutes Einkommen bietet und sie voller Vorfreude auf die Tätigkeit zur Arbeit gehen lässt. Diese Aussagen entsprechen nicht ganz den Studien, die zeigen, dass Menschen, die an ihrem Arbeitsplatz am zufriedensten sind, auf ein breites Spektrum an Merkmalen verweisen: von freundlichen Kollegen, einer positiven Unternehmenskultur, guter Bezahlung und hochwertigem Management bis hin zu Unterstützung bei Work-Life-Balance und dem Gefühl, im Unternehmen wertgeschätzt zu werden.

Ich bin davon überzeugt, dass es gar nicht notwendig ist, einen spannenden Job auszuüben oder einen, der das volle Potenzial Ihrer Fähigkeiten nutzt, um wirklich glücklich darin zu sein. Auch ist es nicht das hohe Gehalt, das den Ausschlag gibt. Vielmehr hängt die Arbeitszufriedenheit weniger von „Was“ Sie tun ab, sondern eher von „Wer“ Sie sind und „Warum“ Sie es tun.

Aber beginnen wir am Anfang: Ein erheblicher Teil der Zufriedenheit hängt damit zusammen, überhaupt einen Job zu haben. Arbeitslosigkeit ist einer der größten Auslöser von Unzufriedenheit. Verschiedene Studien haben einen Zusammenhang zwischen der Arbeitslosenquote in einem Land und dem Anstieg der Selbstmordrate aufgezeigt.

Sobald jemand eine Arbeit gefunden hat, sind die Faktoren, die die Zufriedenheit am stärksten beeinflussen, weniger von der Branche abhängig. Teilweise sind es Variablen, die wir gar nicht beeinflussen können, die uns glücklich machen: Für eine Studie wurden eineiige Zwillinge, die getrennt aufwuchsen, zu deren Arbeitseinstellung untersucht. Demnach sind etwa 30% der Arbeitszufriedenheit auf genetische Faktoren zurückzuführen. Einige der herausforderndsten Aspekte eines Jobs sind auch gleichzeitig diejenigen, die ihn am erfüllendsten machen: die Werte, die Ihr Unternehmen und Ihre Kollegen vertreten. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Arbeitszufriedenheit weltweit von Erfolgserlebnissen, der Anerkennung für gute Arbeit und einer ausgewogenen Work-Life-Balance beeinflusst wird.

Die Suche nach direkten Verbindungen zwischen Arbeitszufriedenheit und dem Beruf, den Sie ausüben, hat zu folgenden Ergebnissen geführt: Die glücklichsten Berufe umfassen eine vielfältige Palette an unterschiedlichen Jobs, darunter Lehrtätigkeiten, Qualitätssicherungsanalytiker, Netzwerkentwickler und Marketingexperten. Die unzufriedensten Berufe sind ebenso vielfältig und haben wenig mit Bildungsniveau oder Einkommen zu tun, wie zum Beispiel Buchhalter, Sicherheitsbeauftragte, Kassierer und Management.

Unabhängig von der Art des Jobs ist es entscheidend für Ihre Zufriedenheit, wie Sie Erfolg definieren und erleben. Die Festlegung von Zielen, Ihre persönliche Verbesserung Ihrer Fähigkeiten und die Verantwortung, die Sie dabei tragen, sind einige der Dinge, die Sie dabei unterstützen. Denn um echte Zufriedenheit zu erreichen, ist es Studien nach ratsam, vor allem zwei intrinsische Ziele anzustreben: verdiente Anerkennung und anderen zu helfen.

  1. Die verdiente Anerkennung ist ein Konzept, das von Martin Seligman, dem Begründer der Positiven Psychologie, entwickelt wurde. Es ist das Gegenteil von erlernter Hilflosigkeit, bei der man aufgrund negativer Erfahrung glaubt, die Fähigkeit zur Veränderung der eigenen Lebenssituation verloren zu haben und für diesen Zustand selbst verantwortlich zu sein. Verdiente Anerkennung hingegen vermittelt ein Erfolgserlebnis, das nach Seligman eine Quelle des Glücks darstellt und ein starkes Zeichen für die Zufriedenheit bei der Arbeit ist. Der Begriff beschreibt die Vorstellung, bei der Arbeit wirksam zu sein – und das steigert unser Engagement. Arbeitgeber, die klare Anweisungen und offenes Feedback geben, Leistungen gerecht belohnen und Mitarbeiter ermutigen, neue Fähigkeiten zu entwickeln, fördern diese Gefühle. Daher ist es wichtig, wenn Sie eine Führungskraft finden, die all diese Prinzipien nicht nur beherzigt, sondern auch selbst lebt.

  2. Der Dienst an anderen bedeutet, dass Sie durch Ihre Arbeit für andere die Welt zu einem besseren Ort machen. Das heißt nicht, dass Sie sich ehrenamtlich betätigen oder für eine NGO arbeiten müssen, um glücklich zu sein. Fast jeder Job bietet genügend Gelegenheiten, einen Beitrag zu leisten. Mir zum Beispiel macht es unheimlich Freude zu sehen, wie in Unternehmen plötzlich anders miteinander kommuniziert wird und gemeinsam Lösungen auf komplexe Probleme gefunden werden. Einer unserer Kunden hat es neulich so auf den Punkt gebracht „Im Endeffekt seid Ihr so etwas wie Beziehungstherapeuten für Unternehmen“.

Die Arbeitszufriedenheit hängt also eher von abstrakten Faktoren wie anderen Menschen und Werten ab und nicht unbedingt von den konkreten Aufgaben oder gar Ihrem Einkommen. Wie auch immer Sie Glück für sich definieren, eine Wahrheit bleibt bestehen: Ihre geistige Gesundheit ist für Ihren langfristigen Erfolg genauso entscheidend – wenn nicht sogar wichtiger – wie die Stunden, die Sie im Büro verbringen.

Ihr momentaner Job kann also eine Quelle der Freude sein – wenn Sie sein persönliches Geheimnis entschlüsselt haben. Natürlich hat die Beziehung zwischen Glück und Beschäftigung eine komplexe und dynamische Wechselwirkung, die in beide Richtungen verläuft. Wenn sich Menschen bei der Arbeit glücklich und wertgeschätzt fühlen, erzielen sie auch die besten Ergebnisse.