Wir alle manipulieren andere von Zeit zu Zeit. Wenn Ihr Kollege Sie beispielsweise fragt, was Sie von seiner Präsentation halten, und Sie ein Lob aussprechen, obwohl Sie sie furchtbar finden, verbergen Sie Ihre wahren Gedanken, um die gewünschte Reaktion auszulösen.
Es ist aber wichtig, einen normalen, gesunden Einfluss von emotionaler Manipulation zu unterscheiden: Sozial gesunde Beziehungen basieren auf Vertrauen, gegenseitigem Respekt und Sicherheit. Dabei haben die Personen das Gefühl, dass sie geschätzt, akzeptiert und respektiert werden. Es ist ein Geben und Nehmen. Bei der emotionalen Manipulation wird bewusst ein Ungleichgewicht geschaffen, um sich persönliche Vorteile zu Nutze zu machen.
Emotionalen Manipulatoren vereint diese sechs Merkmale (eine ausführliche Beschreibung finden Sie hier):
Emotionale Manipulatoren erkennen Ihre Schwächen und nutzen diese gezielt gegen Sie
Emotionale Manipulatoren sind Experten im Aufbau von Schuldgefühlen
Emotionale Manipulatoren handeln anders als sie sagen
Emotionale Manipulatoren beanspruchen die Opferrolle für sich
Emotionale Manipulatoren reden Sie und Ihre Probleme klein
Emotionale Manipulatoren untergraben Ihren Glauben an Ihre persönliche Realität
Die Ursachen für emotionale Manipulationen sind vielfältig und meistens sehr tief in der Persönlichkeit verankert. Was auch immer die Gründe sind, dass jemand emotional manipulativ agiert, ist es wichtig, dass das Opfer einen Weg für sich findet, solche Situationen erfolgreich zu bewältigen.
Hier sind sechs Tipps für den erfolgreichen Umgang mit emotionalen Manipulatoren. (Nicht alle der genannten Tipps werden auf Ihre spezielle Situation zutreffen. Trotzdem ist es einen Versuch wert, die eine oder andere Technik auszuprobieren, und das auszuprobieren, was für Sie passt.)
1. Kennen Sie Ihre grundlegenden Rechte
Der wichtigste Punkt im Umgang mit emotionalen Manipulierern ist, dass Sie Ihre Rechte als Mensch kennen. Dann können Sie auch sicher sein, wann diese Rechte verletzt werden.
Sie haben das Recht:
mit Respekt behandelt zu werden.
Ihre Gefühle, Meinungen und Wünsche als solche zu äußern und auszudrücken.
Prioritäten nach Ihren eigenen Werten und Vorstellungen zu setzen.
Ihr eigenes glückliches und gesundes Leben zu gestalten.
Nein zu sagen, ohne sich schuldig zu fühlen.
eine eigene Meinung zu haben, auch wenn diese anderen widerspricht.
sich vor körperlicher, geistiger oder seelischer Bedrohung zu schützen.
Diese Rechte bestimmen gleichzeitig Ihre Grenzen. Solange Sie anderen nicht bewusst durch das Durchsetzen Ihrer Recht Schaden zufügen, haben Sie sogar die Pflicht für sich selbst einzustehen und diese Grenzen zu verteidigen.
Nun ist unsere Gesellschaft allerdings voll von Menschen, die Grenzen nicht respektieren. Das kann es mitunter sehr schwer machen, selbstbewusst zu sich zu stehen. Aber: Letztlich sind Sie die einzige Person, die die Verantwortung für Ihr Leben und Ihre Handlungen trägt.
2. Nehmen Sie die Dinge nicht zu persönlich
Da das Ziel des Manipulators darin besteht, Schwachstellen zu finden und diese dann für sich selbst zu nutzen, wird er alles daran setzten, dass Sie sich in seiner Gegenwart schlecht, dumm und unzulänglich fühlen. Deswegen ist es gerade in solchen Situationen so wichtig, dass Sie sich bewusst machen, dass nicht Sie das Problem sind! Vielmehr sind Sie nur Mittel zum Zweck, um Macht zu erlangen und dass sich der Manipulator gut fühlt.
Überlegen Sie deswegen ganz bewusst, ob die Erwartungen und Anforderungen dieser Person angemessen sind. Fühlen Sie sich in dessen Gegenwart wirklich wohl und mit Respekt behandelt? (Hier finden Sie einen weiterführenden Artikel zu diesem Thema.)
Um das herauszufinden, hilft der nächste Punkt weiter:
3. Stellen Sie Reflexionsfragen
Emotionale Manipulatoren stellen unangemessene Forderungen. Wenn Sie Aussagen und Bitten hören, die Ihnen zu fordernd vorkommen, können Sie dem Manipulator die Möglichkeit geben, die Unmäßigkeit dieser Forderung selbst zu erkennen. Stellen Sie dazu Fragen wie:
"Ist das eine Frage oder ein Befehl?"
"Warum sollte ich das für Sie machen?"
"Klingt das, was Sie von mir verlangen, für Sie selbst fair?"
Wenn Sie solche Fragen stellen, halten Sie dem Manipulator einen Spiegel vor. Wenn er oder sie ein gewisses Maß an Fairness und Reflexionsfähigkeit besitzt, wird er oder sie die Forderung schnell wieder zurückziehen und sich im Idealfall dafür sogar entschuldigen.
Wirklich pathologisch emotionale Manipulatoren werden allerdings diese Fragen ins Lächerliche ziehen. In diesem Fall wenden Sie den nächsten Tipp an:
4. Sagen Sie klar und deutlich nein
Es ist eine Kunst, nein zu sagen, die gar nicht so einfach zu erlernen ist. Denn Sie müssen Ihr Nein so kommunizieren, sodass Sie einerseits selbstbewusst zu sich stehen und andererseits niemanden vor den Kopf stoßen. Vergessen Sie aber niemals, dass Sie ein Recht darauf haben, nein zu sagen, ohne sich schuldig zu fühlen!
(Wie Sie nein sagen, verrate ich Ihnen hier.)
5. Halten Sie Abstand
Eine gute Möglichkeit, einen emotionalen Manipulator als solchen zu erkennen, ist darauf zu achten, wie dieselbe Person in verschiedenen Situationen bei verschiedenen Menschen reagiert und handelt.
Emotionale Manipulatoren neigen dazu, verschiedene Gesichter zu zeigen und in Extremen zu leben: So sind sie einer Person gegenüber extrem höflich und wirken vollkommen hilflos, während sie im nächsten Moment aggressiv und kampflustig sind. Wenn Sie dieses Verhalten immer wieder an einer bestimmten Person beobachten, halten Sie zu dieser so viel Abstand wie möglich.
Die Gründe, warum jemand emotional manipuliert, sind einfach sehr vielfältig. Es ist aber nicht Ihre Aufgabe, diese zu therapieren, zu verstehen oder zu ändern. Ihre Aufgabe besteht darin, sich selbst vor solchen Menschen zu schützen.
6. Konfrontieren Sie den emotionalen Manipulator direkt
Emotionale Manipulatoren halten sich immer an diejenigen, die sie als schwächer empfinden. Studien zeigen, dass diejenigen, die mobben oder andere tyrannisieren, in den meisten Fällen früher selbst Mobbingopfer waren. Letztlich ist es demnach der emotionale Manipulator, der unsicher ist.
Wenn Sie also passiv und möglichst "pflegeleicht" sind, sind Sie ein gutes Opfer für den Manipulator. Wenn Sie allerdings Rückgrat zeigen und sich für ihre Rechte einsetzen, wird der Manipulator sich nach einem anderen Opfer umsehen. Suchen Sie sich bei körperlicher, verbaler oder emotionaler Misshandlung Hilfe und Unterstützung. Es ist wichtig, sich dem Manipulator gegenüberzustellen - Sie müssen es aber nicht alleine tun.
Selbstvertrauen ist das Wichtigste
Wenn Sie das Gefühl haben, es mit einem emotionalen Manipulator zu tun haben, ist es wichtig, dass Sie Ihr Selbstvertrauen wieder aufbauen, das beschädigt wurde. Manipulatoren finden immer einen Weg, dass wir an uns selbst zweifeln. Wir ermöglichen aber oft diesen Missbrauch.
Lassen Sie sich nicht von einer unsicheren, erniedrigenden, lügenden, manipulativen Person Ihr Selbstgefühl zerstören. Rüsten Sie sich und stärken Sie Ihre Abwehr noch bevor diese Person in Ihren Einflussbereich gelangt.
Die oben genannten Wege wirken auf den ersten Blick simple. Es ist auch wirklich nicht einfach, diese Tipps einfach umzusetzen. Emotionale Manipulatoren sind Meister darin, Ihre Bedürfnisse und Gefühle zu ignorieren. Sie werden also etwas Übung brauchen. Aber wenn Sie einmal die Wirkung sehen, werden Sie sich viel besser fühlen und den Hebel zu Ihren Gunsten verschieben. Es ist Zeit Ihr Leben in die Hand zu nehmen.