Warum es sich sicher anfühlt, beschäftigt zu sein: 4 Wege aus der Arbeitssucht

Steve Jobs war ein brillanter Unternehmer und Visionär, der Apple mitgründete und zu einem der erfolgreichsten Technologieunternehmen der Welt machte. Er war jedoch auch ein komplexer Mensch, der unter starken Depressionen und Arbeitssucht litt. Jobs‘ Depression begann, als er im Alter von 17 Jahren die Stanford University verließ, um sein eigenes Unternehmen zu gründen. Seitdem verfolgte ihn eine „schwarze Wolke“, er litt an Hoffnungslosigkeit und Energielosigkeit, hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Entscheidungen zu treffen. Seine Depression wurde in den folgenden Jahren immer schlimmer und er hatte mehrere psychische Zusammenbrüche.

Dazu kam Jobs‘ Arbeitssucht, die tief verwurzelt war. Er arbeitete oft 18 Stunden am Tag und hatte Schwierigkeiten, sich zu entspannen oder abzuschalten. Er war besessen davon, Apple zu einem Erfolg zu machen, und er war bereit, alles zu tun, um sein Ziel zu erreichen. In einem Interview mit dem Biographen Walter Isaacson sagte Jobs: „Ich habe immer gedacht, dass Depressionen eine Form von Selbstmedikation sind. Wenn ich mich niedergeschlagen fühle, arbeite ich einfach so lange, bis ich mich wieder gut fühle.“ Er lenkte sich mit Arbeit ab.

Arbeitssucht ist eine häufige Sucht, die eine Reaktion auf Stress ist. Wie so viele Süchte verschlimmert es die Situation, die es eigentlich lindern soll. Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) geht davon aus, dass in der EU mehr als 12% der Bevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren an einer stoffgebundenen und/oder stoffunabhängigen Suchterkrankung leiden. Die häufigsten Süchte sind Nikotin, Alkoholismus, Drogenmissbrauch und Internetsucht.

Der Anfang ist oft schleichend. So beginnt Medikamentensucht beispielsweise meistens mit der Behandlung durch einen Fachmann. Vielleicht hat die Behandlung aufgehört, aber nicht unbedingt der Konsum der Medikamente. Aber es gibt noch viele andere Wege in andere Süchte. Menschen mit einer Angststörung oder einer Stimmungsstörung (wie einer Depression) greifen oft zur Selbstmedikation.

Einige bewältigen ihre emotionalen Probleme mit der Arbeit. Es besteht eine hohe Korrelation zwischen Arbeitssucht und Depressionen bzw. Angstzuständen. Psychologen argumentieren, dass Menschen ihre Depressionen und Angstzustände möglicherweise mit Workaholic-Verhalten behandeln. Das Problem bei der Arbeitssucht ist, dass diese Erkrankung nicht als Problem gesehen wird - und dadurch auch nicht die zugrundeliegende Problematik wahrgenommen werden kann. Wie kann Arbeit etwas Schlechtes sein? Vielfach werden wir für harte Arbeit belohnt.

Ganz sicher werden aber auf Dauer die Kosten den Nutzen übersteigen: Burnout, Depressionen, Arbeitsstress und Work-Life-Konflikte werden schlimmer, nicht besser. Und nicht selten führt Arbeitssucht zu sekundären Süchten wie Drogen, Alkohol oder Medikamentenmissbrauch, um die durch die primäre Sucht verursachten Probleme behandeln - mit katastrophalen Folgen.

Wie können Sie also Ihre Arbeitssucht behandeln?

1. Hören Sie auf, die selbstzerstörerischen Folgen zu rechtfertigen

Wenn sich Ihre Arbeitssucht negativ auf Ihr Leben auswirkt, hören Sie auf zu sagen, dass Sie nichts dagegen tun können. Sofern Sie kein Notfallmediziner sind, ist die Arbeit in den allermeisten Fällen nicht so wichtig, dass sie nicht einen Tag oder sogar eine Woche warten kann. Möglicherweise gibt es einen Zeitplan und der Kunde verlässt sich darauf, dass Sie diesen einhalten. Aber lohnt es sich, dadurch Ihrer Gesundheit oder Ihrer Partnerschaft zu schaden? Seien Sie ehrlich, wenn Sie die Bedeutung Ihrer Arbeit übertreiben oder unrealistische Erwartungen an sich selbst stellen.

2. Seien Sie verletzlich und bitten Sie um Hilfe

Es ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich, eine Sucht alleine zu überwinden. Ohne jemanden, der Sie zur Rechenschaft zieht, ist es leicht, in zerstörerische Muster zurückzufallen. Um Arbeitssucht zu überwinden, ist es daher wichtig, verletzlich zu sein und Menschen um Hilfe zu bitten, denen Sie vertrauen. Akzeptieren Sie Hilfe - sich in die Defensive zu begeben, wird Ihren Fortschritt nur verzögern. Oft befürchten Menschen, dass sie andere belasten, wenn sie um Hilfe bitten, aber Untersuchungen zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist. Darüber hinaus helfen die meisten Menschen gerne anderen, können sich aber aus verschiedenen Gründen unwohl dabei fühlen, unaufgefordert Hilfe anzubieten.

3. Schätzen Sie „echte“ Verbindungen im Leben

In unserem digitalen Zeitalter hat das Wort „Verbindung“ eine neue Bedeutung bekommen. Ich habe zum Beispiel eine Vielzahl an Online-Kontakten, aber in Wahrheit gibt es nicht mal eine Handvoll Menschen, mit denen ich eine echte Verbindung habe. Es sind die Personen, die vernachlässigt werden, wenn ich bis spät in die Nacht E-Mails beantworte oder im „Urlaub“ an Online-Konferenzen teilnehme. Diese Quellen authentischer Verbindung geben mir aber Halt und sorgen dafür, dass ich mich auf das Wesentliche konzentriere. Die Bestätigung, nach der ich mich sehne, finde ich im Grunde bei diesen Menschen, die mir am Herzen liegen.

4. Blocken Sie Ihre Freizeit

Unstrukturierte Zeit ist eine Einladung, sich wieder der Arbeit zuzuwenden oder sich passiven Aktivitäten zu widmen, die nicht gut für das Wohlbefinden sind, wie zum Beispiel das Scrollen in sozialen Medien. Vielleicht haben Sie eine To-Do-Liste, die nach Priorität geordnet ist. Machen Sie dasselbe mit Ihrer Freizeit und planen Sie aktiv Ihre Freizeitbeschäftigungen. Wenn es Ihnen Spaß macht, sich in der Natur aufzuhalten, schieben Sie es nicht auf, bis Sie Zeit dafür haben, sondern planen Sie es ein und halten Sie sich daran. Das war für mich ein Gamechanger: Meine Spaziergänge, Telefonate und Yoga-Einheiten sind für mich wichtige Fixpunkte, die genauso wichtig sind, wie ein Workshop.

Der Umgang mit Arbeitssucht kann einen echten Unterschied in unserem Leben bewirken. Es eröffnet Zeit für Familie und Freunde. Es ermöglicht Freizeitbeschäftigungen außerhalb der Arbeit, die nicht nützlich sind, sondern einfach nur Spaß machen. Es ermöglicht uns, besser auf uns selbst zu achten. All diese Dinge steigern das Glücksgefühl und unser Wohlempfinden.

Aber Achtung: Wenn Sie sich aus Ihrer Arbeitssucht lösen, bleibt immer noch das zugrunde liegende Problem bestehen, das Sie durch die Arbeit versucht haben zu verdrängen. Vielleicht zieht dann Jobs’ schwarze Wolke bei Ihnen auf und verdunkelt Ihren Himmel. Oder Ihre Wolke zeigt sich in einer schwierigen Beziehung, einem chronischen Gefühl der Unzulänglichkeit oder einer Zwangsstörung.

Wenn Sie aufhören, die Arbeit zu nutzen, um sich davon abzulenken, ist es Zeit, sich Ihren Problemen zu stellen. Sich bewusst unter die Wolke zu stellen, ist sicher beängstigender, als sich einen Regenschirm zu holen, wie Ihre Vorgesetzten oder Kollegen. Aber am Ende finden Sie nur so Ihren Weg unter Ihren wolkenfreien, sonnigen Himmel.