4 Gefühle, die Ihnen zeigen, dass Sie dringend Grenzen setzen müssen

In unzähligen Selbsthilfebücher und Ratgeberblogs können Sie Ratschläge wie „Lernen Sie Grenzen zu setzen“ finden. Es sind prinzipiell gute Ideen, aber an vielen Tagen ist es viel leichter, einfach nur Ja zu sagen und nicht zu diskutieren, als tatsächlich zu etwas Nein zu sagen. Denn Grenzen zu setzen, ist immer schwierig. Zurzeit scheint es sogar noch schwieriger als bisher zu sein. So ergab eine Umfrage, dass 85 Prozent der Arbeitnehmer in Bezug ihr Wohlergehen im vergangenen Jahr aufgrund der fehlenden Trennung zwischen Arbeit und Leben als enorm eingeschränkt empfanden – der Grund war fehlende Grenzen.

Klare Grenzen schützen Sie vor allem davor auszubrennen. Durch das Setzen von Grenzen und der klaren Kommunikation dieser, wissen andere erst, was Sie bereit sind zu tun und was nicht. Allerdings ist dieses Vorgehen oft mit großen Sorgen verbunden:

  • Was ist, wenn die Leute dann böse auf mich sind?

  • Vielleicht werde ich für egoistisch oder nicht Teamfähig gehalten?

  • Die Menschen akzeptieren meine Grenzen einfach nicht, was soll ich tun?

Viele Menschen arbeiten Tag für Tag sehr lange und hart und vernachlässigen dabei ihr Leben außerhalb der Arbeit, sowie auch ihre Gesundheit und ihre Beziehung zu sich selbst. In Pandemie-Zeiten sind sogar die durchschnittlichen Arbeitstage um 48,5 Minuten pro Tag gestiegen. Dabei ist Arbeit nicht das, was Sie als Mensch ausmacht. Auch wenn Sie Ihren Job lieben – Sie sind mehr als das.

Grenzen in der Arbeit schützen Ihre Zeit, Energie und Ihre Werte. Nun sind einige Grenzen funktional und klar, während andere eher immaterieller Natur und sehr flexibel sind. Zum Beispiel müssen Sie irgendwann etwas Schlaf bekommen und gewisse Grenzen stellen einfach sicher, dass das auch passiert.

Klare Grenzen zu ziehen bedeutet nicht, dass Sie nicht an die Arbeit denken dürfen, wenn Sie nicht arbeiten. Es bedeutet auch nicht, dass Sie nicht an persönliche Dinge denken sollen, wenn Sie auf der Arbeit sind. Es gibt nun mal keinen Schalter, den man ganz einfach umlegen kann und Sie wissen nicht mehr, wer Sie sind oder was Sie machen. Stattdessen ermutigen Grenzen dazu, bestimmte Zeiten für die Arbeit als auch für das Tanken von Energie zu reservieren. Eine spürbare Verschiebung des eigenen Bewusstseins für die Grenzen führt dazu, dass die Last der Verantwortung am Arbeitsplatz abnimmt und Sie mit einem guten Gefühl den Tag abschließen können.

Die amerikanische Psychologin Wilding empfiehlt, sich bewusst zu machen, ob Sie eines von vier Gefühlen – Anspannung, Groll, Frustration oder Unbehagen – erleben. Diese wären ein sicheres Zeichen dafür, dass Sie dringend Grenzen ziehen müssen.

  • Anspannung ist ein Gefühl von Druck, das zu anhaltender Nervosität oder auch Angst führt. Der Erfolg einer Sache ist dann gefühlt allein von Ihrer Leistung abhängig – und das erzeugt einen enormen Druck. Wenn Sie das nächste Mal Anspannung spüren, fragen Sie sich, welche Situationen genau dieses Gefühl ausgelöst hat.

  • Als Groll gilt eine unausgesprochene Wut. Es ist ein Signal, dass eine Regel oder ein Wert in Ihrem Leben von jemand anderen oder Ihnen selbst verletzt wurde. Sich nicht wertgeschätzt oder auch unterschätzt zu fühlen, kann ebenfalls zu Groll führen. Groll ist aber letztlich immer ein Gefühl, das Sie selbst wählen. Das bedeutet, dass Sie alte Verletzungen loslassen und Schritte setzen können, um für sich selbst einzustehen. Wenn Sie einen Groll in sich spüren, fragen Sie sich, wann Sie sich ungerecht behandelt gefühlt haben.

  • Frustration ist ein Gefühl von Verärgerung, weil man sich nicht in der Lage fühlt, etwas zu ändern oder zu erreichen. Als eine Blockade dient es auch als eindeutiges Zeichen, dass Ihr derzeitiger Ansatz nicht mehr funktioniert. Wenn Sie sich frustriert fühlen, überlegen Sie, inwiefern Sie leicht etwas ändern können, um sich besser zu fühlen.

  • Unwohlsein ist ein anhaltendes Gefühl von Unbehagen, Schuld oder Verlegenheit. Dieses Gefühl wird meistens von Ihrer Intuition begleitet, die Ihnen sagt, dass etwas nicht stimmt. Sich über seine Grenzen hinaus zu pushen, ist ein todsicherer Weg zur Erschöpfung. Wenn Sie merken, dass Sie sich unwohl fühlen, fragen Sie sich: Wo zwinge ich mich, etwas zu tun, mit dem ich nicht einverstanden bin? Welche Situationen zehren an meiner Energie oder lassen mich verunsichern?

Nicht immer, wenn Sie eines dieser Gefühle erleben, bedeutet das auch, dass Sie sofort etwas ändern müssen. Aber wenn sich eines davon oft wiederholt, sollten Sie zumindest näher hinsehen.

Erst wenn Sie selbst auch einmal Pause machen, um Energie zu tanken, können Sie in der Welt wirklich etwas Gutes bewirken. Nicht aber, wenn Sie vollkommen ausgebrannt sind und Ihre eigenen Bedürfnisse hintenanstellen. Wenn Sie ständig weitermachen, wie ein Roboter, ohne auch nur kurz stehenzubleiben und ohne Grenzen, die Sie beim Überschreiten auch spüren, verlieren Sie schnell den Überblick über das, was Ihnen wirklich wichtig ist. Die Sache ist die: Alles im Leben hat irgendwo seine Grenzen. Das, wofür Sie Ihre Zeit und Energie einsetzen, wird auch wachsen. Daher ist es auch so wichtig, Ihre Energie und Aufmerksamkeit zu schützen. Es ist die wichtigste Ressource, die Sie haben.

Es muss einen Platz geben für die Beschäftigung mit sich selbst und für die Arbeit. Die Ihnen zustehenden Pausen sind eine gute Möglichkeit, damit Sie sich auch erholen und Freiräume schaffen: Nutzen Sie sowohl die Kaffeepausen, die Mittagspausen, als auch die Urlaubszeit, die Ihnen zusteht. Lassen Sie sich krank schreiben, wenn Sie wirklich krank sind.

Freiräume durch Grenzen zu schaffen bedeutet nicht, dass Sie weniger engagiert oder unmotiviert sind - im Gegenteil, es hilft Ihnen dabei, die eigenen Fähigkeiten, die Leidenschaft und Motivation dafür voll auszuleben und auszubauen. Ihre Arbeit, Ihr Privatleben, Ihre Gesundheit und Ihre Beziehung zu sich selbst hängen letztlich davon ab.