Haben Sie schon jemals in Ihrem Leben an Liebeskummer gelitten? Oder haben Sie einen geliebten Menschen gehen lassen müssen? Wurden Sie vielleicht gemobbt oder haben Sie Ihren Job verloren?
Die Chancen stehen sehr gut, dass Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantworten. Das trifft leider auf die allermeisten Menschen zu. Denn Widrigkeiten diskriminieren niemanden, sie machen auch vor keinem Menschen Halt. Im Gegenteil, Herausforderungen sind ein fester Bestandteil der Reise des Lebens. Sobald Sie atmen, werden Sie über kurz oder lang schwere Zeiten durchleben. Schreckliche Dinge passieren Ihnen genau wie jedem anderen auch. Auch wenn das Internet versucht diese Tatsache zu verschleiern und uns glauben zu lassen, dass wir einen Anspruch auf ein perfektes Leben haben. Schöne, fröhliche Fotos scheinen auf Instagram die Regel zu sein, aber die Wahrheit ist, das ab und an auch das Gegenteil der Fall ist.
Wenn dann schreckliche Dinge passieren, reagiert die Umgebung oft mit fachkundigen Ratschlägen auf den Betroffenen. Diese Bekundungen sind meistens gut gemeint, aber sie verwandeln die Menschen in Opfer, die scheinbar keinerlei Einfluss auf ihr Leben haben. Nun fehlt es den Betroffenen aber nicht an der Erinnerung, dass sie gerade schlimme Dinge erleben. Es fehlt ihnen vielmehr an dem Glauben, dass die Dinge, die sie nicht umbringen, sie tatsächlich stärker machen. Es fehlt an der Sicherheit, dass sie aus jeder Widrigkeit – so schlimm sie sein mag – gestärkt heraustreten können.
“Das Schicksal gehört zum Menschen wie der Boden, an den ihn die Schwerkraft fesselt, ohne die aber das Gehen unmöglich wäre. Zu unserem Schicksal haben wir zu stehen wie zu dem Boden, auf dem wir stehen – ein Boden, der das Sprungbrett für unsere Freiheit ist.”
Viktor Frankl
Spätestens seit COVID-19 steht jeder Mensch vor neuen Herausforderungen. Bei dem Kampf zurück in einen neuen Alltag, können Sie die Herausforderungen dieser Zeit als Gelegenheit betrachten, zu reflektieren und neue Gewohnheiten für die Zukunft aufzubauen. Belastbarkeit bzw. Resilienz zu entwickeln ist ein reaktiver Zustand, der erst dann entsteht, wenn das Leben aus den Fugen gerät. Im Gegensatz zu dem, was viele denken, ist Resilienz keine feste Eigenschaft, die manche Menschen haben und andere nicht. Resilienz erfordert vielmehr die Bereitschaft, grundlegende Strategien zu entwickeln und diese dann auch einzusetzen.
Hier sind drei Strategien, die Sie beim Aufbau von Resilienz unterstützen können (weitere Strategien finden Sie in diesem Video):
1. Achten Sie darauf, worauf Sie Ihren Fokus richten
Menschen, die gut mit belastbaren Situationen umgehen können, schätzen die Situationen realistisch ein. Sie verschönern die Sachlage nicht, malen aber auch nicht die Situationen bedrohlicher aus als sie tatsächlich sind. Nun sind wir Menschen so gepolt, dass wir uns mehr auf die Dinge konzentrieren, die nicht gut laufen bzw. die eher negativer Natur sind. Das ist evolutionstechnisch gesehen sinnvoll, allerdings leben wir momentan in einer Zeit, in der die meisten Bedrohungen nicht in Form von hungrigen Tigern auftreten und daher auch nur in den seltensten Fällen wirklich lebensbedrohlich sind. Menschen, die einen hohen Grad an Resilienz aufweisen, haben eine Möglichkeit gefunden, dass sie auch das Positive an einer Situation erkennen, ohne sich von Ängsten überrollen zu lassen. In der Psychologie wird dieser Vorgang Nutzenfindung genannt. Dabei geht es einerseits darum, die Dinge loszulassen, von denen Sie wissen, dass sie Sie nicht ändern können, und sich auf das zu konzentrieren, das Sie ändern können. Und andererseits gilt es Dinge zu finden, für die Sie dankbar sein können. Das ist in einer schwierigen Situation zugegebenermaßen nicht leicht. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich bewusst immer wieder daran erinnern, dass es Sachen in Ihrer Welt gibt, für die Sie dankbar sein können.
2. Fragen Sie sich selbst: „Hilft mir das, was ich tue - oder schadet es mir?“
Diese Frage wird oft in der Therapie verwendet, um dem Klienten bewusst zu machen, was er oder sie gerade tut und wohin die Energie gerichtet wird. Denn die größte Angst von allen Menschen ist das Unbekannte. Wenn Sie der Realität ins Auge blicken und die wahren Bedrohungen erkennen, können Sie Ihre Kraftreserven füllen und wieder sinnvoll einsetzen. Diese Reflexions-Frage lässt sich auf so viele verschiedene Kontexte übertragen. Sie können zum Beispiel überlegen, ob Ihre Denk- und Handlungsweise hilfreich ist oder Ihnen in der Zusammenarbeit mit den Kollegen schadet. Sie können sich auch fragen, ob Sie wirklich dieses zusätzliche Stück Schokolade essen oder eine weitere Stunde in den sozialen Medien verbringen sollten. Durch diese bewusste Reflexion übernehmen Sie die Verantwortung für Ihr Leben und treffen bewusste Entscheidungen.
3. Üben Sie Dankbarkeit
Es gibt so viele Studien, die zeigen, dass die tägliche Praxis von Dankbarkeit das Selbstwertgefühl, das Empfinden von Glück und die intrinsische Motivation steigert. Die positiven Emotionen, die Sie erfahren, wenn Sie dankbar spüren, haben viele Vorteile für die körperliche Gesundheit, einschließlich der Stärkung Ihres Immunsystems und des Schutzes Ihres Herz-Kreislauf-Systems. Dankbarkeitspraktiken helfen Ihnen aber vor allem dabei schwierige Zeiten zu bewältigen, denn sie erinnern Sie daran, dass um Sie herum immer noch Gutes existiert. Um diese Dankbarkeit zu erfahren, müssen Sie bewusst innehalten. Denn bei Dankbarkeit geht es darum, zu schätzen, was da ist, anstatt sich auf das zu konzentrieren, was (angeblich) fehlt. Es bedeutet nicht, das Negative zu ignorieren oder zu verdrängen, sondern zu wissen, dass es immer etwas Gutes in Ihrem Leben gibt, wofür Sie dankbar sein können, auch in den dunkelsten Stunden.
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Wenn Sie sich jemals in einer Situation befinden, in der Sie glauben, dass es keinen Ausweg mehr gibt, dann denken Sie bitte daran, dass auch diese Situation Teil des Lebens ist, die vorbeigehen wird. Versuchen Sie Ihren Fokus auf das Gute in Ihrem Leben zu richten und dankbar für das zu sein, was da ist. Natürlich beseitigt dieses Vorgehen nicht sofort den Schmerz. Es macht das Geschehen auch nicht mehr rückgängig. Aber es zeigt Ihnen, wie schön und wertvoll Ihr Leben ist.
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