Es gibt kaum jemanden, der sich nicht bereits intensiv mit dem Thema Zeitmanagement auseinandergesetzt hat. Selbst die Forschung hat sich dieser Thematik bereits angenommen und diverse Strategien und Vorschläge unter die Lupe genommen. So ist Studien Zeitmanagement nichts anderes als ein Entscheidungsfindungsprozess, der die Zeit einer Person strukturiert und diese dann an die sich ändernde Umweltbedingungen anpasst. Bei Zeitmanagement dreht es sich aber keineswegs alleine um die Organisation der Einheit Zeit oder um die realistische Einschätzung der eigenen Zeitkapazität. Es gilt vielmehr auch zu erkennen, wie begrenzt die eigene Ressource ist und wie wichtig eine aktive Überwachung der eigenen Zeitnutzung und gegebenenfalls eine Anpassung ist.
Zeitmanagement ist eine komplizierte Sache. Denn das, was in Ihrem Leben dringend ist, versus dem, das für Ihr Leben wichtig ist, sind oft sehr unterschiedliche Dinge. Dazu kommt noch die Frage, ob Sie Ihre Zeit überhaupt anders einsetzen und effektiver nutzen würden, selbst wenn Ihnen alle 24 Stunden des Tages zu Ihrer freien Verfügung stünden?
Die meisten organisieren ihre Aufgaben und ihre Zeit auf die gleiche Weise: Sie schreiben To-Do-Listen, um dann die Elemente auf diesen Listen zu priorisieren. Die Prioritäten werden dann anhand der relativen Dringlichkeit und Bedeutung der Aufgaben eingeschätzt. Die Idee hinter dem Zeitmanagement, dass Sie hier und da Zeit sparen, die Sie dann für das einsetzen, was Sie wirklich gerne tun möchten. Trotzdem geht dieses Vorgehen in den meisten Fällen nicht auf.
Ich glaube, dass der Grund dafür ist, dass die wenigsten Zeitmanagement-Tipps funktionieren der ist, dass es um Zeit sparen geht. Viele Gespräche und Beobachtungen im Zuge meiner Arbeit haben mir gezeigt, dass die wenigsten Menschen das Leben haben, das Sie möchten, nur weil sie Zeit sparen. Vielmehr ist es das Gefühl, das eigene Leben so zu leben, wie sie wollen, und einen Sinn darin gefunden zu haben, dass Menschen das Gefühl gibt, dass sie ihre Zeit sinnvoll einsetzen.
In den meisten Fällen ist es also nicht Zeitmangel, der zu schlechtem Zeitmanagement oder Frust führt. Es ist vielmehr eine Art Lustlosigkeit. Denn egal, wie Sie es tun, Zeit für eine Sache einzusetzen, ist immer eine Entscheidung. Sie entschließen sich dazu, Ihre Aufmerksamkeit und Energie auf eine Sache zu fokussieren und etwas anderes außen vor zu lassen. Wie Sie Ihre freie Zeit einplanen, liegt also letztlich ganz bei Ihnen.
Natürlich ist das Leben mancher Menschen mit mehr Herausforderungen gefüllt, die die Planung von Zeit schwerer machen als bei anderen. Es ist zum Beispiel sicher nicht leicht, die Zeit für ein Seminar zu finden, wenn Sie Ihre Kinder alleine erziehen müssen oder zwei Jobs haben, um sich über Wasser zu halten. Trotzdem glaube ich, dass viele Menschen mehr Zeit haben, als ihnen bewusst ist. So hat eine Studie die geschätzte Arbeitszeit von Menschen mit der tatsächlichen verglichen. Das Ergebnis war erstaunlich: Die Menschen, die sagten, dass sie mehr als 75 Stunden arbeiten würden, haben sich durchschnittlich um 25 Stunden verschätzt. Das sind 25 Stunden, die Ihnen im Grunde jede Woche zu Ihrer freien Verfügung stehen. 25 Stunden, die Sie so einsetzen können, wie Sie wollen und wie es gut für Sie ist.
Und das eigentlich Großartige daran ist, dass die wirklich schönen Dinge ohnehin in den kurzen Momenten passieren. Es sind die kleinen Momente, die eine große Bedeutung haben und die Sie zu eigentlichen Momenten der Freude führen, die in Erinnerung bleiben und die Sie glücklich machen. Es sind die Momente wie der Herbst-Spaziergang, bei dem Sie Farbenpracht der Natur bestaunen und der Sie ins Hier und Jetzt führt. Es sind die Momente, wie die Pause für ein Telefonat mit einer Freundin zu nutzen, die Sie seit Jahren nicht mehr gehört haben.
Es ist immer sinnvoll und auch wichtig, die eigene Zeit im Blick zu haben. Es gibt nichts Kostbareres als Zeit in unserem Leben (siehe auch diesen Artikel). Erst durch das Bewusstmachen, wie Sie Ihre Zeit einsetzen, sehen Sie, wo Sie die wirklich wichtigen Dinge unterbringen. Ein gutes Vorgehen dabei ist, die eigene Zeit zurückblickend zu planen. Dazu stellen Sie sich vor, dass bereits Jahresende ist und Sie einen Jahresrückblick machen. Was sind die drei bis fünf Dinge, die dieses Jahr so toll gemacht haben? Dieses Vorgehen hilft Ihnen dabei, das zu erkennen, was für Sie wirklich wichtig ist. Das, wo Sie tatsächlich Ihre Zeit und Energie einsetzen möchten.
Machen Sie sich nur kurz bewusst: Es ist selten die Zeit, die wirklich fehlt. Denn auch wenn Sie schwer beschäftigt sind, so findet sich doch immer Zeit für etwas Dringendes (wie den Wasserrohrbruch). Wenn Sie sich auf das für Sie Wichtige konzentrieren, dann können Sie sich auch das Leben erschaffen, das Sie sich wirklich wünschen und zwar in und mit der Zeit, die Sie auch tatsächlich haben.
