Selbst wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Potenzial und Ihre Energie gefühlt unbegrenzt sind, bedeutet das noch lange nicht, dass Sie ständig alles geben müssen. Ihre Arbeit und Ihr Wirken müssen nicht endlos sein. Viel zu oft verlieren wir alle auf unserem Weg der zu werden, der wir sein wollen, die Tugenden kurz stehen zu bleiben und innezuhalten. Dabei ist es die feine Balance zwischen zu viel und zu wenig, die letztlich den wirklichen Unterschied macht.
Die meisten Menschen wurden von der Gesellschaft zum Denken erzogen, dass sie mehr tun und härter arbeiten müssen, um auch mehr zu erreichen. Der Gedanke "mehr arbeiten = mehr erreichen" ist jedoch so nicht richtig. Vielmehr gilt es eigentlich, die richtige Balance zu finden. Es gilt genau so viel zu tun, wie wesentlich ist – und nicht mehr. Wenn Sie diesen Punkt erreicht haben, beginnen Sie automatisch die Grenzen zu ziehen zwischen dem, was wirklich wichtig ist und dem, was Sie zwar Energie kostet, Sie aber letztlich nicht weiterbringt. Ab diesem Punkt zwingen Sie sich, das Wesentliche zu tun, sich auf das Wichtige zu konzentrieren und das Unwichtige fallen zu lassen.
Das ist wahrscheinlich die größte Veränderung, die Sie jemals in Ihrem Produktivitätsniveau vornehmen können. Denn es sind in Wirklichkeit nur wenige Aufgaben, die wirklich wichtig sind. In jedem Geschäft, Projekt oder Ziel gibt es in Wahrheit nur eine Handvoll Aufgaben, die wirklich etwas verändern.
Überlegen Sie kurz: Selbst die bedeutendsten und großartigsten menschlichen Leistungen, die es gibt, sind nicht unendlich. Ein Künstler malt nicht weiter, nur weil er mehr Leinwand zur Verfügung hat. Eine Schriftstellerin hört nicht mit dem Schreiben auf, nur weil es noch mehr Papier gibt. Ein Chefkoch verwendet nicht alle Kräuter, nur weil sie in seinem Lager vorhanden sind. Der Künstler muss lernen, mit einer genauen Menge an Material zu arbeiten, denn zu viel Farbe würde das Bild überladen - ohne Kontrast könnte es allerdings nicht die Schönheit transportieren. Eine Schriftstellerin muss in der Lage sein ihre Botschaften mit solcher Klarheit zu vermitteln, dass jeder Leser die Weisheit aufnehmen kann, ohne Seiten um Seiten von Theorie erschlagen zu werden und sich zu langweilen. Wenn es aber zu wenig Worte sind, kann die Botschaft nicht existieren. Der Chefkoch muss genau das richtige Maß an Gewürzen hinzufügen, um so die feine Note des Gerichts zu unterstreichen und nicht, um es zu erschlagen. Aber ohne die Würze, ohne den Duft der Kräuter, würde eine wesentliche Note fehlen und das Besondere verloren gehen.
Es gilt, mutig zu sein, um mit der Arbeit zu beginnen. Es bedarf aber noch mehr Mut, um im richtigen Moment aufzuhören. Das wahre Genie liegt in der Balance und der Feinheit.
Jeder kann etwas Einfaches komplizierter machen. Die eigentliche Schwierigkeit liegt darin, etwas Kompliziertes zu vereinfachen. Es braucht eine Balance zwischen offen und geschlossen, lang und kurz, schnell und langsam, ergreifend und provozierend, um wirkliche Veränderung zu bewirken. Es ist nicht die Fülle von allem, das Menschen zu meistern versuchen, sondern es ist die subtile Balance, um gerade genug zu finden. Dazu müssen Sie das Unwichtige rücksichtslos eliminieren und Meister darin werden, die wirklich wichtigen Dinge zu identifizieren.
Steven Covey schlägt dazu folgende Übung vor: Denken Sie zunächst an die verschiedenen Rollen, die Sie in Ihrem Leben einnehmen: Ich bin z.B. Unternehmensberaterin, Autorin, Coach, Ehefrau etc. Überlegen Sie sich dann, was die einzelnen Rollen so besonders macht und woran Sie persönlich festmachen, dass Sie diese Rolle gut erfüllen. Wenn Sie Ihre Antwort gefunden haben, fragen Sie sich, woher Ihr Glaube stammt, dass es genau diese Dinge sind, die die Rolle wirklich ausmacht.
Als ich diese Übung zum ersten Mal machte, war meine größte Erkenntnis, dass ein Großteil meiner Definition von Erfolg mit meinen Eltern zu tun hatte – und dass viele meiner Erwartungen an mich selbst in einer tiefen Angst vor Enttäuschung wurzeln. Erst als ich das erkannte, wurde mir klar, was mir wirklich wichtig war.
Das Ziel ist nicht, dass Sie einfach weniger tun. Das Ziel ist, dass Sie aufgrund der Entscheidungen, die Sie bewusst treffen, mehr erreichen. Tappen Sie nicht in die Falle, sich so gut wie möglich zu beschäftigen, damit Sie sich wichtig, gut und produktiv fühlen. Konzentrieren Sie sich vielmehr immer auf das Vereinfachen, Reduzieren und Eliminieren. Vergessen Sie nicht: Nur wenige Dinge sind wirklich wichtig und machen auch einen Unterschied.