Haben Sie schon einmal diesen Moment erlebt, in dem Ihnen plötzlich klar wurde, warum Sie hier sind und was Sie eigentlich bewirken wollen? Wenn Sie diese Frage ehrlich mit ja beantworten können, dann möchte ich Ihnen ehrlich gratulieren - denn dann zählen Sie zu den wenigen Menschen, die dieses Glück hatten.
Es ist so leicht unseren eigentlichen Sinn in der Geschäftswelt aus den Augen zu verlieren. Wir lassen uns von Abgaben, Egos und (firmen)politischen Spielchen ablenken. Das Leben ist voll von solchen Ablenkungen. Dabei ist das, was wirklich zählt, in der Meta-Ebene zu finden: Zu wissen, wer wir wirklich sind, hilft uns dabei, ein Gefühl für uns selbst zu bekommen, Spaß an der Arbeit zu haben und andere zu unterstützen. Es zentriert und beruhigt.
Die meisten von uns identifizieren sich über ihre Arbeit. Wenn mich früher jemand gefragt hat, wer ich bin, habe ich automatisch geantwortet: “Mein Name ist Ingrid Gerstbach und ich bin Unternehmensberaterin”. Dabei bin ich noch so viel anderes als nur eine Beraterin, Moderatorin oder Vorturnerin. Ich bin eine Frau, eine Tochter, eine Schwester, eine Tante, eine Freundin. Ich mache gerne Yoga, gehe gerne in der Natur spazieren und liebe es anderen zuzuhören und zu beobachten. Ich lache unheimlich gerne und viel, genieße mein Leben und bin dankbar für meine Lerngeschenke. Ich bin neugierig, kreativ, chaotisch und manches Mal auch verpeilt. Ich hab meine Fehler und Macken, meine Stärken und Schwächen. All das sind Dinge, die mich mindestens genauso sehr ausmachen wie mein Beruf. Vielmehr noch weisen diese Eigenschaften auf meine Werte und meine Prioritäten hin. Trotzdem sind wir gewohnt als erstes den Beruf zu nennen, wann immer wir nach unserer Identität gefragt werden.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch - es ist nicht schlecht sich an der Arbeit zu orientieren. Es kann Sie motivieren Ihr Bestes zu geben, Risiken einzugehen und neue Wege auszuprobieren. Sich aber nur über die Arbeit zu identifizieren, ist jedoch keine gute Idee. Denn irgendwann endet jeder Arbeitstag.
Ich habe bereits neben meinem Studium begonnen zu arbeiten. Eines Tages wurden meine Eltern pflegebedürftig. Wie selbstverständlich habe ich auch diese Aufgabe übernommen. Um mich besser um meine Eltern kümmern zu können und weiterhin das Studieren nicht zu vernachlässigen, habe ich meine Jobs gekündigt.
Als dann meine Mutter gestorben ist (damals war ich 21), habe ich mich in die Pflege meines Vaters gestürzt. Kurz darauf wurde bei mir eine Krankheit diagnostiziert, die es mir erschwerte, meinen normalen Alltag nachzugehen. Vollkommen unerwartet und unvorbereitet brach mir der Boden unter meinen Füßen weg. Ich bin in ein tiefes Loch gefallen - ich fühlte mich plötzlich so, als hätte sich mit meiner Gesundheit und meinen Eltern auch meine Daseinsberechtigung verabschiedet. Mein "Warum" war plötzlich weg.
Ich stand vor der Herausforderung meine Identität neu zu skizzieren. Ich musste meinen persönlichen Sinn finden. Erst als ich den wirklich gefunden habe, konnte ich wieder aufstehen und weitergehen. Ich weiß jetzt, dass es nicht alleine meine Tätigkeit als Beraterin ist, die mich ausmacht - es ist mein gesamtes Wirken.
Egal, wie alt Sie sind, irgendwann wird der Tag kommen, an dem Ihre Arbeit zu Ende sein wird. Sei es, weil Sie kündigen, in Pension gehen oder aus gesundheitlichen Gründen. Unsere Berufe könnten durch die Technologie irrelevant werden, Unfälle können dazu führen, dass wir unsere Arbeit nicht mehr erledigen können, oder die Notwendigkeit, uns um ein Familienmitglied zu kümmern, führt dazu, dass wir unseren Job aufgeben müssen. Spätestens dann stellt sich die Frage, wer Sie wirklich sind.
Es gibt ein Ich, das weit über unseren Job, unsere beruflichen Fähigkeiten und unsere Beziehungen hinausgeht. Es besteht aus Ihrer einzigartigen Sicht auf die Welt, aus dem, was Sie gut und was Sie weniger gut können, aus dem, woran Sie glauben und was und wen Sie lieben. Das ist Ihr wahres Ich.
Wenn Sie jeden Tag zur Arbeit gehen und wissen, dass Sie mehr als Ihr Job sind, wird Sie das glücklich machen. Es wird Ihnen helfen, gute Arbeit zu leisten, anderen zu helfen und etwas Größeres zu schaffen. Sie werden dadurch eine Kraft und Freiheit entdecken, die Sie nie für möglich gehalten hätten.
Zu wissen, wer man ist, ist der Ort, an dem Sie jederzeit zurückkehren können, auch wenn alles andere in Ihrem Leben auseinanderfällt. Sie bleiben Sie selbst – unabhängig davon, ob Ihre Beziehung zerbricht, der Job endet oder Sie krank werden. Finden Sie diesen Ort, auch wenn die Dinge gerade gut laufen. Denn dieser Ort bleibt - auch wenn alles andere verschwindet. Sie sind mehr als Ihr Job.
Mein persönliches Lieblingsbuch. Empathie ist die Basis für die Lösung komplexer Probleme. Denn letztlich dreht sich alles um den Menschen. Wie Sie Empathie aufbauen können und welche Methode es dazu gibt, beleuchte ich in diesem Buch.
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