Na, wie sagt man da?

Wie oft hören Sie von Eltern den Satz „Na, wie sagt man da?“, wenn Sie einem Kind etwas geben? Eine der ersten Lektionen, die Eltern ihren Kindern beibringen, ist die Tugend der Dankbarkeit. Bevor Kindern das Lesen oder Schreiben beigebracht wird, lernen sie, wie und wann sie „Bitte“ und „Danke“ zu sagen haben.

Dankbarkeit zu empfinden und vor allem sie auszudrücken, ist nicht nur höflich - es ist vor allem sehr mächtig. Danke zu sagen macht Menschen verletzlich und authentisch. Es schafft eine starke Bindung zwischen dem Danksager und dem Dankempfänger. „Danke“ ist eine Botschaft, mit der Sie Menschen wissen lassen, dass das, was jemand für Sie getan hat, sich positiv auf Ihr Leben ausgewirkt hat. Das bringt beide Parteien in eine glücklichere Stimmung und steigert sogar augenblicklich das Wohlbefinden. Dieser Dominoeffekt führt einer Studie nach zu einer durchschnittlichen Steigerung der Produktivität um etwa 10%. Nehmen wir zum Beispiel an, Sie bedanken sich bei jemanden für eine Mail. Damit lassen Sie den Absender einerseits wissen, dass Sie die Mail grundsätzlich erhalten haben. Andererseits erkennen Sie auf diese Weise auch die Bemühungen der anderen Person an. Mit einem einfachen Danke zeigen Sie, dass Sie die Gedanken einer Person schätzen und auch deren Absicht anerkennen.

Die Arbeit einer anderen Person anzuerkennen ist mindestens genauso wichtig wie Geld oder andere Formen des Lobes. Jeder Mensch strebt danach wertgeschätzt und respektiert zu werden. Diese Grundbedürfnisse motivieren, ermutigen und schaffen einen Ort des Wohlbefindens, was wiederum zu besserer Leistung führt. Dankbarkeit und Wertschätzung fördert das Engagement der Menschen. Das wiederum inspiriert auch andere und führt dazu, dass die Ergebnisse generell besser werden. Je mehr Dankbarkeit also vorhanden ist, desto mehr menschliche Verbindungen werden hergestellt und desto enger und motivierter arbeiten die Menschen zusammen.

Trotz all dieser Tatsachen fällt das Wort „Danke“ trotzdem nicht allzu häufig. Im Gegenteil: Kaum einer bedankt sich für eine kleine Gefälligkeit. Das ist zumindest das Ergebnis einer Studie, die über tausend zufällige Gespräche analysiert hat. Die Forscher vermuten, dass Menschen generell triviale Gefälligkeiten wie das Weitergeben des Salzstreuers am Tisch als selbstverständlich erachten. Anstatt aber nun deswegen gleich den Verfall der guten Sitten heraufzubeschwören oder gar einer bestimmten Generation fehlende Sitten zu attestieren, warten die Forscher mit einer anderen These auf: Menschen scheinen es vielmehr für selbstverständlich zu halten einander zu helfen und zu kooperieren. Statt auf jede kleine Höflichkeit mit einem Dank zu reagieren, wird die begonnene Aktivität einfach stillschweigend fortgesetzt. Die Studie hält allerdings den Grund offen, warum sich Menschen dann in den seltenen Fällen doch bedanken. Der wahrscheinlichste Fall ist, dass der Dank den Dingen vorbehalten ist, die über die normale Pflichterfüllung hinausgehen.

Nun zeigt eine andere Studie einen direkten Zusammenhang zwischen Dankbarkeit und Wohlbefinden eines Menschen. Je dankbarer Sie sind und je mehr Sie eine Handlung oder eine Sache schätzen, desto mehr steigt auch Ihr persönliches Wohlbefinden. Je häufiger wir Wertschätzung zeigen und vor allem aussprechen, desto mehr wird es zur Routine und desto besser geht es uns. Bevor Sie sich also über etwas aufregen oder sich über eine Situation beschweren, versuchen Sie lieber etwas zu finden, für das Sie dankbar sind.

Laut Forschern beschweren wir uns durchschnittlich 30-mal am Tag. Meine Mutter prägte in mir den Spruch, dass „Schimpfen der Stuhlgang der Seele“ ist. Sich zu beschweren hat etwas Therapeutisches – wenn Sie es bei einem kurzen Meckern belassen. Aber über einen längeren Zeitraum bewirkt das Jammern genau das Gegenteil: Sich ständig zu beklagen verkleinert sogar den Hippocampus – also den Bereich des Gehirns, der für die Problemlösung und das Denken von entscheidender Bedeutung ist. Zusätzlich zu möglichen Hirnschäden führt das Beklagen dazu, dass Ihr Körper das Stresshormon Cortisol freisetzt und Sie in den Kampf- und Fluchtmodus versetzt. Wenn Sie jedoch eine Haltung der Dankbarkeit einnehmen, lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit mit der Zeit automatisch vom Jammern hin zur Dankbarkeit.

Wir alle sind Teil eines Gesamten. Wir können unsere Ziele und Träume nicht allein erreichen. Wir sind dafür immer auf die Hilfe anderer angewiesen. Wenn das Geben und Empfangen von Dankbarkeit die Grundlage einer Unternehmenskultur ist, blühen alle Personen darin auf und werden zur besten Version ihrer selbst. Und der Erfolg einer Person wird zum Erfolg aller.

Andere Menschen zu brauchen ist kein Zeichen der Schwäche. Im Gegenteil: Es zeigt vielmehr wie stark Sie sind. Denn mit einem Dank gehen Sie über Ihr Ego hinaus und schätzen aktiv die Unterstützung und die Fähigkeiten anderer Personen.

P.S. Das Titelbild ist heute nur für Sie, liebe Leserin, lieber Leser. Danke, dass ich meine Gedanken mit Ihnen teilen darf. :)