Gehören Sie zu den 94 Prozent?

Studien zeigen, dass sich mehr als 50% der Erwachsenen Neujahrsvorsätze setzen. Sie werden vermutlich nicht überrascht sein, wenn Sie sich die Liste der häufigsten Vorsätze ansehen: dazu zählen neben finanziellen Vorsätzen, wie Geld zu sparen oder Schulden abzubezahlen, die Vorsätze rund um körperliche Gesundheit wie gesündere Ernährung, Sport oder Abnehmen.

Der überwiegende Teil dieser Vorsätze scheitert. Studien nach sind bis Juni weniger als die Hälfte der Vorsätze noch im Bereich des Erfolgreichen. Die wenigsten erreichen ihr Ziel - nur etwa 6 Prozent der Neujahrsvorsätze werden auch tatsächlich durchgezogen. Schon ab der 3. Jännerwoche beginnen die Besuche im Fitnessstudio deutlich zurückzugehen, nach acht Monaten hat bereits die Hälfte der neuen Mitglieder den Vorsatz bereits zur Gänze aufgegeben und das Fitnessstudio kein einziges Mal mehr aufgesucht.

Eigentlich logisch, denn wäre das Erreichen von Selbstverbesserungszielen so einfach, müssten wir gar keine Vorsätze fassen – wir würden unser Verhalten einfach ändern. Der Grund, warum so viele Menschen trotzdem Neujahrsriten vollziehen, liegt darin, dass sie glauben, dass eine Transformation in ihrem Leben gewisse Opfer erfordert. Nur das größte Opfer wird niemanden beschwichtigen, wenn die gewählten Vorsätze nicht dem eigentlichen Ziel entsprechen, sondern lediglich Symptome sind.

Nun sind wir Menschen so gestrickt, dass wir Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Vorsätze bereits erahnen und deswegen kreative Wege entwickeln, um erfolgreich zu sein. Eine Studie hat erfolgreiche und fehlgeschlagene Vorsätze analysiert und verschiedene Verhaltensweisen identifiziert, die am häufigsten mit sowohl erfolgreichen als auch nicht-erfolgreichen Vorsätzen verbunden sind.

Die vier Gewohnheiten, die mit erfolgreichen Vorsätzen verbunden sind, sind 1. der Glaube, dass eine Änderung möglich ist, 2. kleine Belohnungen für anhaltenden Erfolg, 3. das Vermeiden von Verführung und 4. positives Denken.

Im Gegensatz dazu ist Scheitern mit negativem Denken verbunden, zum Beispiel mit der Konzentration auf Misserfolg. Viele Menschen, die scheitern, beschimpfen sich selbst, wenn ein Ausrutscher passiert ist oder reden sich die möglichen Folgen des schädlichen Verhaltens klein. Unterm Strich kommt raus, dass der Schlüssel zum Erfolg eine positive Motivation ist.

Eine große Bedrohung für den eigenen Erfolg ist Sabotage – und zwar nicht nur die eigene, sondern auch die durch Außen. Im Jahr 2000 untersuchten Forscher die Werbemaßnahmen der Tabakindustrie von 1960 bis 1980. Dabei fanden sie heraus, dass die Werbung für Zigaretten in den ersten Monaten des Jahres verstärkt wurde. Sie vermuteten, dass der Grund dafür war, den häufig getroffenen Neujahrsvorsatz, mit dem Rauchen aufzuhören, zu sabotieren. Aber auch Zuhause begegnen uns Verlockungen und Versuchungen auf Schritt und Tritt – denken Sie nur an das Festtagsessen am Wochenende oder die vielen frisch gebackene Leckereien. Wie können Sie dem entgehen?

Als Design Thinkerin halte ich es für das Wichtigste zuerst zu überlegen, ob Ihre Vorsätze überhaupt die richtigen sind. Denn wenn ich mit meinen Kunden oder Coachees deren gescheiterten Vorsätze durchgehe, sagen sie oft, dass das, was auf den ersten Blick als Ziel so verlockend schien, der vielen Mühe und Entbehrungen doch nicht wert war. Wenn man für die tägliche Joggingrunde früher aus dem warmen Bett raus in die dunkle Kälte muss, scheint sich die Fitnesseinheit einfach nicht zu lohnen. Wenn wir Vorsätze fassen, dann stellen wir uns dabei oft die Vorteile vor, die dieser Entschluss mit sich bringt – vergessen dabei aber die Kosten, die dafür anfallen. Die meisten Beschlüsse bestehen dann in der Praxis den Kosten-Nutzen-Test nicht, was dazu führt, dass die Vorsätze aufgegeben werden.

Um dieses Problem zu lösen, sollten wir uns die Frage stellen, was wir eigentlich in unserem Leben verbessern wollen. In fast allen Fällen geht es letztlich darum, das eigene Wohlbefinden zu steigern. Gescheiterte Vorsätze sind meistens der Versuch, indirekt glücklich zu werden: So ist der Vorsatz Sport zu treiben oft mit der Hoffnung verbunden, attraktiver zu werden. Dadurch versprechen wir uns, glücklicher zu werden. Aber statt den indirekten Weg zu nehmen, ist es erfolgsversprechender, dass wir Vorsätze wählen, die direkt unser Ziel beeinflussen. Auf diese Weise überwiegt der Nutzen sofort die Kosten.

Mein Vorsatz für dieses Jahr lautet, dankbarer zu sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass Dankbarkeit zu mehr Wohlbefinden und Glück im Leben führt. Studien untermauern meine These: So haben Forscher eine Gruppe von Studienteilnehmern nach dem Zufallsprinzip gebeten, wöchentlich eine kurze Liste der Dinge zu führen, für die sie dankbar waren. Eine Kontrollgruppe wurde gebeten eine Liste zu erstellen mit Dingen, über die sie sich ärgern bzw. denen sie neutral gegenüberstehen. Zehn Wochen später war die Lebenszufriedenheit der ersten Gruppe deutlich größer als die der zweiten. Sie fühlten sich auch körperlich besser, blickten optimistischer in die kommende Woche und trieben sogar mehr Sport (und das ganz ohne Vorsatz).

Ich bin davon überzeugt, dass jeder etwas hat, wofür er oder sie dankbar sein kann. Sie können ganz einfach Ihre eigene Version dieses Dankbarkeitsexperiments entwickeln: Nehmen Sie sich einfach mal 10 Minuten Zeit und schreiben Sie fünf Dinge auf, für die Sie dankbar sind. Studieren Sie jeden Abend vor dem Schlafengehen fünf Minuten lang Ihre Liste. Aktualisieren Sie diese Liste an einem bestimmten Tag in der Woche und fügen Sie zwei Elemente hinzu. Auf diese Weise können Sie Dankbarkeit in Ihr Leben einladen. So wird Dankbarkeit von einem unkontrollierten Gefühl zu einer erfüllenden Gewohnheit.

Die meisten Menschen hoffen, dass 2024 ein Jahr wird, aus dem sie erfrischt und gestärkt hervorgehen. Mit den richtigen Vorsätzen wird Ihr Wohlbefinden und das Ihrer Mitmenschen sicherlich steigen. Und genau das wünsche ich Ihnen. In diesem Sinne haben Sie einen guten Start in ein für Sie glückliches Neues Jahr.