Haben Sie je mit einer anderen Person gesprochen und dabei das Gefühl gehabt, dass diese Person gar nicht versteht, worüber Sie reden? Oder warum dieses Thema so wichtig für Sie ist? Oder haben Sie voller Enthusiasmus eine Idee vorgestellt und dabei festgestellt, dass die andere Person Sie vollkommen entgeistert anstarrt? Selbst wenn zwei Menschen im selben Raum sitzen, die gleiche Sprache sprechen und sich dabei ansehen, bleibt die Kommunikation zwischen ihnen extrem komplex und fehlerhaft. Die Folge davon kann Verwirrung, Missverständnis oder im schlimmsten Fall sogar Krieg sein.
Eine Theorie in der Kommunikation ist das sogenannte „Sender-Empfänger-Modell“. Dabei wird Kommunikation wie ein Ball-Spiel betrachtet: Person A wirft Person B den Ball zu, den Person B auffängt und wieder zurückwirft. Dieses Modell bildet nur nicht die gesamte Komplexität der Kommunikation ab. Bei jedem Austausch treten nämlich aufgrund unserer persönlichen Erfahrungen, Gefühle und Gedanken automatisch Schwierigkeiten auf. Dadurch senden und empfangen wir jede Nachricht durch unseren eigenen, subjektiven Filter. Wenn Person A etwas sagt, empfängt Person B deshalb nicht die eigentliche Bedeutung, sondern der subjektive Wahrnehmungsfilter macht daraus eine eigene Interpretation der Nachricht.
Durch unsere persönliche Wahrnehmung, die durch Faktoren wie Vorwissen, Erfahrungen, Alter, Herkunft, Geschlecht, Religion oder familiärem Hintergrund beeinflusst wird, formen wir jede Nachricht. Diese wird dann noch zusätzlich von jeder Person, die die Nachricht empfängt, zusätzlich interpretiert – wiederum auf Grundlage des persönlichen Verhältnisses zu der anderen Person und ihrem subjektiven Verständnis der Semantik und Konnotation jedes einzelnen verwendeten Wortes. Durch die eigene Perspektive wächst die Komplexität der Kommunikation exponentiell. Kein Wunder, dass unsere Botschaften häufig in der Fehlkommunikation landen. Die gute Nachricht: Sie können das ändern!
Das Wichtigste ist, dass Sie erkennen, dass aktives Zuhören der Ausgangspunkt für gute Kommunikation ist. Unter dem Zwang, unsere eigene Meinung unterzubringen, vergessen wir schnell, dass Kommunikation keine Einbahnstraße ist. Kommunikation ist weit mehr als nur das Senden verschiedener Worte. Wenn Sie wollen, dass Ihre Nachricht wirklich verstanden wird und wenn Sie andere verstehen wollen, dann gilt es auch aktiv verbal und nonverbal auf das Gesagte zu reagieren.
Nehmen Sie sich dazu vor allem Zeit den anderen zu verstehen, während Sie versuchen selbst verstanden zu werden. Ich lebe als Unternehmensberaterin davon, mit den unterschiedlichsten Menschen zu sprechen, um deren Probleme und Bedürfnisse zu verstehen. Dabei lässt es sich nicht vermeiden, dass darunter auch Menschen sind, deren Meinung ganz und gar meiner persönlichen widerspricht. Trotzdem spreche ich gerne mit ihnen, weil ich dabei eine Grundhaltung einnehme: Ich bin davon überzeugt, dass ich bei jedem Gespräch etwas Wichtiges lernen kann und dass in jedem Menschen etwas Spannendes und Tolles versteckt liegt. Diese Grundhaltung hilft mir, die meiste Zeit aufmerksam zuzuhören und mich auf Überraschungen gefasst zu machen – ich wurde noch nie enttäuscht.
Wichtig ist auch, dass Sie sich Ihrer eigenen, subjektiven Wahrnehmung bewusst sind. Um diese zu entlarven, erzählen Sie in dem Gespräch davon, wie Sie die Welt sehen und fragen Sie nach, wie die Welt des anderen aussieht. Wir leben zwar alle unter demselben Sternenhimmel und doch wird keiner denselben Stern sehen. Gehen Sie also bitte nie davon aus, dass Ihre Wahrheit die einzig objektive ist.
Inmitten der Peinlichkeiten von Familienfeiern, der Feindseligkeit in Meetings und der Kakophonie der ganzen Nachrichten hat jeder von uns die Möglichkeit, in jeder Begegnung etwas Neues zu erfahren und so auch die Entwicklung von Ideen in einer Diskussion zu fördern. Dazu müssen wir aber vor allem aufhören zu reden und anfangen zuzuhören. Wir müssen aufhören abzulehnen und anfangen offener zu werden. Ich bin davon überzeugt, dass sich so auch unsere Welt positiv weiterentwickeln wird.