Warum Sie Ihre Ziele so schnell verwerfen

Wollten Sie schon immer einmal ein Buch schreiben? Oder eine Sprache lernen? Vielleicht wollten Sie Ihr Hobby zum Beruf machen? Nur war der richtige Zeitpunkt einfach noch nicht da? Kommt Ihnen das bekannt vor? Keine Sorge, Sie sind nicht alleine. Eichhörnchen wissen, wie sie Nüsse lagern, um den Winter zu überleben. Vögel können fliegen und so in warme Klimazonen reisen. Dass diese Tiere das können, liegt an ihrem Instinkt - ihre Ziele für das Überleben wurde bereits von der Natur festgelegt. Sie müssen nichts dafür tun. Der Instinkt ist eine angeborene Verhaltensweise, die deswegen so gut funktioniert, weil es keine Alternative gibt.

Der Mensch andererseits hat seinen Instinkt gegen den freien Willen und ein riesiges Repertoire an Verhaltenspotenzial getauscht. Er ist das einzige Säugetier, das hochkomplexe Ziele setzen kann. Das hat seine Vorteile - und auch seine Nachteile. So liegt es in der Natur des Menschen, eine Lösung zu suchen, deren Potenzial in seinem Leben zu erkennen und es dann - ganz still und heimlich - wieder aufzugeben.

Die meisten Ziele lassen wir fallen, ohne dass wir es eigentlich merken. Der Grund ist, dass wir uns meistens dann Ziele setzen, wenn wir uns in einem Zustand absoluten Unwohlseins befinden. Ein Ziel in einem solchen Moment gesetzt beruhigt uns und weckt in uns die Hoffnung, dass wir uns nach dessen Erreichen endlich wieder gut fühlen. Deswegen fällt die Wahl dann auf ein Ziel, das möglichst schnell und unkompliziert unser Bedürfnis befriedigt.

Das Problem: In den meisten Fällen lassen wir ein solches Ziel ganz schnell wieder fallen. Ein Verhalten dauerhaft zu ändern, ist einfach anstrengend. Es muss die Mühe wert sein, dass Sie es wirklich ändern wollen. Und das ist es in den meisten Fällen nicht. Deswegen lassen Sie das Ziel wieder fallen.

Der Lebenszyklus eines Ziels

Schauen wir uns mal den Weg von der Geburt bis zum Tod eines Ziels genauer an:

  1. Zunächst muss ein Impuls, ein Grund, gesetzt sein. Irgendetwas in Ihrem Leben passiert, dass Sie davon überzeugt, dass Sie etwas ändern möchten. Denn dieses Etwas fühlt sich einfach nicht gut an. Sie sind nicht zufrieden, wie es läuft. Also beginnen Sie damit, sich auf die Veränderung, die vermeintliche Besserung, zu konzentrieren. Das führt dazu, dass Ihr Verlangen nach dem Erreichen des Ziels steigt.

  2. Es braucht aber einen weiteren, stärkeren Auslöser, der Sie erst überzeugt, den momentanen Zustand wirklich ändern zu wollen, weil der momentane Zustand so nicht mehr auszuhalten ist.

  3. Also entwickeln Sie einen Plan, um diese unangenehmen Gefühle für immer aus Ihrem Leben zu verbannen. Sie setzen sich ein Ziel.

  4. Nun arbeiten Sie mit vollem Engagement daran, dieses Ziel zu erreichen. Der Fokus wird dadurch automatisch weg von den unangenehmen Emotionen hin zu anderen Dingen gelenkt. Dadurch fühlen Sie sich per se schon besser.

  5. Da die unangenehmen Gefühle nachlassen, glauben Sie, dass das Problem ohnehin bereits gelöst ist, auch ohne das Ziel erreicht zu haben.

  6. Sie wenden sich wieder Ihrem gewohnten Verhalten zu, das Sie anfänglich eigentlich ändern wollten. Vielleicht fühlen Sie sich nicht deutlich besser, aber Sie fühlen sich zumindest nicht schlechter. Eine Änderung Ihres Verhaltens ist also nicht unbedingt notwendig. Das Ziel stirbt.

  7. Sie leben weiter, bis wieder ein Impuls entsteht, der Ihren Fokus darauflegt, dass Sie sich nicht wohlfühlen.

  8. Das Spiel beginnt von Neuem.

Das Problem mit Zielen

Die implizite Annahme hinter jedem Ziel lautet “Sobald ich mein Ziel erreicht habe, bin ich glücklich.” Das Problem bei dieser Wenn-dann-Mentalität ist, dass Sie Ihr Glück immer wieder aufschieben. Glück ist dann etwas, das Ihrem zukünftigen Selbst vorbehalten ist.

Manchmal sind die großen Ziele, für die wir so viel Energie aufwenden, Ablenkungen und keine dauerhaften Lösungen. Es ist leichter, dass wir uns für einen neuen Job bewerben, der mehr Geld verspricht, als uns zu überlegen, ob wir vielleicht lernen sollten, besser mit Geld umzugehen. Es ist einfacher sich Ausreden einfallen zu lassen, warum etwas nicht geht, als sich zu überlegen, was der eigentliche Grund ist, warum wir das nicht wollen.

Es gibt eine Angst in uns allen, die uns davon abhält, unsere Ziele zu erreichen. Denn eigentlich kann niemand mit Bestimmtheit sagen, was wirklich passiert, wenn wir das Ergebnis erreicht haben. Womöglich verändert sich dadurch unser ganzes Leben und wir haben uns so zu Dingen verpflichtet, die wir eigentlich gar nicht wollen.

Ein weiteres Problem ist, dass wir viel zu häufig den Dingen in unserem Leben folgen, die uns von anderen zugetragen wurden. Wir fühlen uns zu etwas gedrängt und unter Druck gesetzt. Wir haben das Gefühl, dass wir so wie wir sind, nicht gut genug sind. Wir genügen den Ansprüchen der anderen einfach nicht, egal was wir tun. Und das wollen wir ändern.
Spätestens aber dann, wenn Sie beginnen, Ihre Bemühungen und Ziele selbst zu sabotieren, sollten Sie sich fragen, ob Sie sich tatsächlich das wünschen, was Sie glauben. Dazu müssen Sie sich selbst zunächst klar machen, was Sie eigentlich wirklich wollen. Und dann müssen Sie mutig sein und das Ziel auch verfolgen. Dabei dürfen Sie sich aber bloß nicht ablenken lassen.

Was wir wirklich ändern müssen, ist unser Verhalten und Denken

Der Zweck eines Ziels besteht darin, ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Was danach kommt und wie es dann weitergeht, wissen wir nicht. Dabei geht es im Leben selten um eine einzelne Leistung. Es geht um die Summe und den Zyklus kontinuierlicher Verbesserungen. Der Fortschritt bestimmt den Erfolg, nicht ein einzelnes Ziel.

Ich will damit auf keinen Fall sagen, dass Ziele nutzlos sind. Ziele geben eine Richtung vor, die uns kurzfristig sogar vorantreiben. Aber letztlich ist es das dauerhafte Verhalten und Ihre persönliche Einstellung, die den wirklichen Unterschied im Leben macht.