Besonders in Zeiten sozialer Unruhe, steigender Arbeitslosigkeit und einer globalen Pandemie wirkt die Aufforderung, die Hoffnung nicht zu verlieren und positiv zu bleiben, fast schon ironisch. Die meisten Menschen setzen gerade all ihre Kraft ein, um irgendwie im Jetzt zu überleben. Sich auf die Zukunft vorzubereiten, wirkt beinahe hämisch. Dabei brauchen wir tatsächlich in Zeiten der Unsicherheiten mehr denn je Hoffnung und Zuversicht. Denn wenn wir kein Bild von unserer Zukunft haben und unser persönliches Warum nicht kennen, wird es schwierig dranzubleiben und nicht aufzugeben.
Wir alle befinden uns auf den Straßen des Lebens, die sich von Moment zu Moment verändern. Nun sind wir alle derzeit sehr realen Bedrohungen und Verlusten ausgesetzt, sowohl für unsere Gesundheit, unsere Sicherheit und unseren Lebensunterhalt. Wir erleben Unsicherheiten, die unsere Zukunft und unsere Träume massiv bedrohen. Es ist natürlich, sich in einer Zeit wie dieser verloren zu fühlen.
Menschen ohne Hoffnung bleiben lieber auf den bekannten Strecken, da sie hier alle Gefahren zu kennen glauben. Auf diese Weise können sie aber gar nicht die unterschiedlichen Wege entdecken, die auch zum Ziel führen.
Die jetzige Situation gleicht nun einer totalen Straßensperre, die wir so nicht erwarten konnten und vor denen uns unser internes Navi nicht rechtzeitig gewarnt hat. Wir könnten wütend reagieren und uns lauthals beschweren – oder wir lassen unser Navi den Weg neu berechnen und einen anderen Weg einschlagen.
Drei Tipps, wie Sie Hoffnung wiederfinden
1. Glauben Sie nicht alles, was Sie hören
Fast schon automatisch konsumieren die meisten von uns den ganzen Tag über Nachrichten und Social-Media-Beiträge. Diese prägen unsere Sicht auf die Welt enorm. Wenn diese aber Stress bei Ihnen auslösen, sollten die Alarmglocken schrillen. Weiten Sie deswegen unbedingt die soziale Distanzierung auf die sozialen Medien aus und werfen Sie so Ihrer Hoffnung den Rettungsring zu.
In der Psychologie gibt es eine weitere Strategie, die Implementierungsintention genannt wird: Indem wir Reaktionen auf negative Situationen durchdenken und uns überlegen, was wir tun können, wenn diese Situation auch tatsächlich eintrifft, relativieren wir die Dinge wieder. Dadurch können wir sie in neuem Licht betrachten und Lösungen finden. Ganz nach dem Motto: Wenn X passiert, dann mache ich eben Y.
2. Üben Sie sich in Akzeptanz
Wenn wir ständig kämpfen und die Situation, wie sie nun mal ist, vehement ablehnen und nicht wahrhaben wollen, verbrauchen wir unnötig viel Energie. Wir nehmen uns aber vor allem selbst die Möglichkeit zu lernen und zu wachsen. Noch schlimmer: Die Nichtannahme der Situation verlängert und vertieft unsere Schmerzen.
Akzeptanz ermöglicht uns, die gegenwärtige Realität zu sehen wie sie ist, um von dort aus nach vorne zu blicken. Anstatt sich gelähmt zu fühlen und nicht reagieren zu können, lassen wir mithilfe der Akzeptanz wieder Zuversicht und Hoffnung zu.
Das bedeutet nicht, dass Sie Ihre negativen Gefühle negieren sollen. Es bedeutet, dass Sie akzeptieren, dass die Situation nun mal schwierig ist. Dass es ist wie es ist und wir uns fühlen wie wir uns fühlen. Von diesem Gedanken aus können wir erst wirklich über Verbesserungen und Änderungen nachdenken.
Anstatt uns eine beängstigende und düstere Zukunft vorzustellen, sollten wir uns lieber auf das konzentrieren, das wir auch wirklich ändern und kontrollieren können – unsere innere Welt.
Die Aufmerksamkeit mittels Akzeptanz auf die Dinge zu richten, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in uns selbst geschehen, hindert die äußere Realität daran, unsere innere Wahrheit zu bestimmen.
3. Helfen Sie anderen
Letzte Woche habe ich aus einem Impuls heraus einer Freundin eine Nachricht geschrieben, um sie zu fragen, wie es ihr aktuell geht. Sie ist Lehrerin in einer Integrationsschule. Ihr normaler Alltag ist per se schon sehr herausfordernd, zurzeit geht es im wahrsten Sinne drunter und drüber. Sie ist durchgehend damit beschäftigt, von einer Baustelle zur nächsten zu hetzen und die wichtigsten Feuer zu löschen. Dementsprechend groß ist ihre Verzweiflung.
Bei unserem Gespräch wurde schnell spürbar, dass sie einfach nur jemanden brauchte, der ihr zuhörte, sie ernst nahm und ihr Trost spendete. Jemand, bei dem sie ihre Sorgen und Gedanken abladen konnte und der sie nicht dafür verurteilte, dass auch sie an ihre Grenzen kommt. Am Ende unseres Gesprächs ging es aber nicht nur ihr viel besser, sondern auch mir.
Anderen Trost zu spenden und Unterstützung zukommen zu lassen, hat Studien zufolge eine enorme Wirkung auf uns selbst. Indem wir anderen Hoffnung und Zuversicht zukommen lassen, schenken wir uns selbst auch wieder Hoffnung.
Geben Sie nicht auf!
Es ist in Ordnung, dass Sie sich desorientiert fühlen oder müder als gewöhnlich sind. Es ist in Ordnung, den Weg, den Sie zuvor in Ihr Navi eingegeben haben, in Frage zu stellen, auch wenn Sie gesund, sicher und in der Lage sind, Ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Uns allen geht es zurzeit so.
Wenn wir darauf hoffen, dass sich die Dinge im Außen irgendwie und irgendwann ganz von alleine wieder zum Besseren wenden werden, können wir bewusst die Zeit nutzen, um an uns zu arbeiten. Das bedeutet nicht, dass wir deswegen keine Maßnahmen für die Gegenwart ergreifen. Im Gegenteil: Hoffnung führt auf direktem Weg zur Aktion.
Wir haben die Wahl, uns in Angst, Wut und Verzweiflung zu verlieren. Oder wir können, wenn wir uns festgefahren fühlen, das Ziel neu in unser Navi eingeben und andere Wege finden. Nicht selten finden wir so sogar einen, der besser ist als der zuvor.