Nörgelstopp: 4 einfache Wege zur positiven Veränderung

Wenn Sie meinem Montags-Impuls schon länger folgen, dann wissen Sie vielleicht, dass ich in diesem meine Erlebnisse und Gedanken aus meinem Alltag aufarbeite. Vor zwei Wochen habe ich mir beim Wandern das rechte Armgelenk gebrochen. Seitdem trage ich einen wunderschönen gelben Gips, der mich in meinem Tun immens einschränkt. Nachdem ich normalerweise eine sehr aktive und selbstständige Person bin, sind meine Gefühle momentan im Tiefkühlbereich. Zu allem Überfluss habe ich zum Nörgeln begonnen - eine Eigenschaft, die ich weder bei mir noch bei anderen schätze.

In der Kundenforschung, in der ich arbeite, ist Nörgeln kein neues Phänomen: Daten zeigen, dass sich Kunden mehr als doppelt so häufig über ein Produkt oder eine Dienstleistung beschweren, als sie es noch in den 1970 Jahren gemacht haben. Auch am Arbeitsplatz meckern die Menschen häufiger. Fast ein Drittel der Arbeitgeber verzeichnete einer Umfrage nach über einen Zeitraum von zwei Jahren einen Anstieg der Beschwerden von Arbeitnehmern: Die Mehrheit der Arbeitnehmer beschwert sich entweder selbst oder hört mindestens 10 Stunden im Monat Beschwerden über andere.

Diese Epidemie der Unzufriedenheit spiegelt sich auch in unseren Medien wider. Forscher, die zwischen 2000 und 2020 mehr als 23 Millionen Schlagzeilen analysierten, stellten fest, dass der Anteil, der Ängste, Wut oder Traurigkeit ausdrückt, stetig gestiegen war – vor allem aber Wut. Sie müssen nur kurz online auf eine Nachrichtenplattform gehen und Sie werden sofort einen Leitartikel nach dem anderen finden, der davon berichtet, wie schrecklich die Welt ist und wie sehr wir uns darüber beschweren sollten.

Natürlich finden wir alle schnell etwas in unserem Leben, über das wir uns beschweren können, Sie brauchen dafür kein gebrochenes Handgelenk. Aber wenn diese Eigenschaft chronisch wird, schaden Sie nicht nur sich selbst damit, sondern Sie werden auch Studien nach weniger attraktiv für Ihre Mitmenschen.

Sich zu beschweren ist der Ausdruck einer Unzufriedenheit oder Ärgers. Psychologisch gesehen handelt es sich dabei um einen komplexen Prozess: Zunächst fokussieren Sie sich auf Ihre Wünsche, dann stellen Sie eine Diskrepanz zwischen dem, was Sie wollen, und dem, was Sie erleben, fest. Das führt zu Unzufriedenheit, die Sie dann entweder lautstark loswerden oder für sich behalten.

Bei den Beschwerden selbst gibt es mehrere Kategorien: Eine Kategorie umfasst das Verhalten anderer, das eigene Verhalten oder so etwas wie ein langweiliges Ereignis. Eine andere Kategorie beinhaltet eine negative Einstellung gegenüber den Eigenschaften anderer Menschen, sich selbst, der Arbeit oder der Politik wider. Der nächste Bereich konzentriert sich auf den eigenen körperlichen Zustand (und die Auswirkungen des Wetters auf unseren Körper) und dann gibt es noch einen Bereich, in dem Enttäuschungen, Hindernisse und Wunsch nach Veränderung hineinfallen.

Wir beschweren uns aus verschiedenen Gründen. Manches Mal nörgeln wir, weil wir hoffen, dass wir so eine Wiedergutmachung für ein bestimmtes Problem erhalten, beispielsweise für einen schlechten Service oder ein (für uns) unangemessenes Verhalten einer Person. Wenn das Nörgeln einen chronischen Zustand erreicht, wir also über längere Zeit Unzufriedenheit erleben, geht es allerdings selten um Wiedergutmachung, sondern mehr darum, Unmut auszudrücken oder Mitgefühl zu erwecken. Bei anderen Gelegenheiten könnten Sie sich beschweren, in der Hoffnung Solidarität aufzubauen („Findest du nicht auch, dass sich der Chef unmöglich benommen hat?”).

Meine Mutter hat immer gesagt, dass Schimpfen der Stuhlgang der Seele ist. Therapeutisch gesehen ist das allerdings nicht der Fall. Sie können sich vielleicht vorübergehend auf diese Weise Linderung verschaffen, aber langfristig gesehen, schaden Sie sich (und andere) damit. In einer Studie wurde die Stimmung der Menschen vor und nach einer Beschwerde gemessen. Dabei wurde eine deutliche Verschlechterung nach der Beschwerde festgestellt.

Nörgeln wirkt sich aber eben auch negativ auf die Menschen um Sie herum aus. Es gibt ein Phänomen, das beschreibt, dass Beschwerden gerade in den sozialen Medien ansteckend ist: Wenn Menschen die Beschwerden anderer sehen, die Wut, Ekel und Traurigkeit zum Ausdruck bringen, empfinden sie ähnliche Emotionen. In den sozialen Medien werden negative Botschaften Studien zufolge auch weitaus häufiger geteilt als positive. Der Wunsch nach mehr Likes führt dazu, dass wir viel wahrscheinlicher Dinge teilen, die negativ sind – und uns so gegenseitig mit Negativität anstecken.

Das Beschäftigen mit diesen ganzen Studien hat dazu geführt, dass ich schleunigst wieder meine neue Angewohnheit loswerden will. Ich finde, dass es im Grunde ein egoistischer Akt ist, da ich damit ja dazu beitrage, der Welt mein Urteil aufzuoktroyieren und Negativität verbreitere, was ja absolut nicht mein Ziel ist. Daher werde ich in den nächsten drei Wochen – bis der Gips unten ist – folgende Strategien verfolgen und lade Sie herzlich dazu ein, wenn Sie auch zum Nörgeln neigen, mich dabei zu begleiten:

1. Nehmen Sie eine gelassene Haltung ein: Es ist wichtig, eine ruhige und besonnene Einstellung zu entwickeln, wenn Sie mit Herausforderungen konfrontiert sind. Statt sich über Dinge zu ärgern, die außerhalb Ihrer Kontrolle liegen, ist es sinnvoller, nach Lösungen zu suchen, die Sie beeinflussen können. Betrachten Sie die Situationen rational und fragen Sie sich, ob es möglich ist, etwas zu ändern, um die Lage zu verbessern. Wenn nicht, ist es oft besser, die Energie darauf zu verwenden, wie Sie mit der Situation umgehen, anstatt sich darüber zu beschweren.

2. Bitten Sie um Unterstützung und verpflichten Sie sich: Ein weiterer Weg, um aus der Gewohnheit des Nörgelns auszubrechen, besteht darin, sich bewusst dazu zu verpflichten, damit aufzuhören, und um Hilfe zu bitten. Ähnlich wie beim Aufhören mit dem Rauchen können Sie Ihre Familie und Freunde einbeziehen, indem Sie ihnen mitteilen, dass Sie weniger jammern möchten. Versprechen Sie, nicht verärgert zu reagieren, wenn sie Sie darauf hinweisen, und bitten Sie um ihre Unterstützung bei Ihrem Vorhaben.

3. Meiden Sie Menschen, die ständig nörgeln: Eine mögliche Ursache für häufiges Jammern könnte sein, dass Sie sich in negativer Gesellschaft befinden, sei es online oder persönlich. Versuchen Sie, Ihr soziales Umfeld bewusster zu gestalten und schalten Sie die Beschwerdequellen in Ihren Medien aus – sei es mürrische Prominente in sozialen Medien oder negative Experten im Fernsehen. Denken Sie daran, für manche ist Ihr Elend ein sich lohnendes Geschäftsmodell.

4. Seien Sie dankbar: Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit, um über die Dinge nachzudenken, für die Sie dankbar sind. Das können kleine Alltagsfreuden sein oder auch größere Freuden des Lebens. Indem Sie sich auf das Positive konzentrieren und Ihre Aufmerksamkeit auf das lenken, wofür Sie dankbar sind, können Sie Ihre Perspektive verändern und ein Gefühl der Zufriedenheit fördern. (Ein paar weiterführende Gedanken dazu, finden Sie in diesem Beitrag.)

Das ist mein Plan für die Zukunft. Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, mich beim Nörgeln erwischen, bin ich ihnen dankbar für Ihr Feedback und werde auch nicht böse reagieren.