Leben Sie König Salomons Paradoxon?

Der alte König Salomon war für seine Intelligenz und Weisheit bekannt. Eine der bekanntesten Geschichten dreht sich um zwei Frauen, die sich um ein Neugeborenes stritten. In dieser Geschichte behaupteten beide Frauen, die Mutter desselben Babys zu sein. Als der Streit vor König Salomon gebracht wurde, forderte er ein Schwert und schlug vor, das Kind in zwei Hälften zu teilen, um es gerecht aufzuteilen. Entsetzt fiel die wahre Mutter auf die Knie und flehte, das Kind zu verschonen und der anderen, betrügerischen Frau zu übergeben. Auf diese Weise erkannte König Salomon, wer die wahre Mutter war, und gab ihr das Kind.

So bekannt König Salomon auf der ganzen Welt für seine Weisheit und Gerechtigkeit war, so chaotisch handelte er in seinem persönlichen Leben. Seine schlechte Erziehung führte zu einem der grausamsten Tyrannen der Bibel, seinem Sohn Rehabeam, der Juda in eine Grube der Abscheulichkeit und Sünde verwandelte. Trotz all seiner Scharfsinnigkeit, wenn es um die Angelegenheiten anderer ging, zeigte sich Salomon äußerst kurzsichtig, wenn es um seine eigenen handelte.

Vielleicht können Sie sich ein wenig in König Salomon hineindenken: Wenn Sie zum Beispiel einem engen Freund raten, den Job zu kündigen, um sein eigenes Glück zu erlangen, fällt es Ihnen möglicherweise schwer, dasselbe zu tun, wenn Sie an seiner Stelle wären. Oder obwohl Sie einem Bekannten dringend empfehlen, wegen seiner Schmerzen einen Arzt aufzusuchen, verschieben Sie jeden eigenen Arzttermin, weil es doch nicht so dringend ist.

In ihren Untersuchungen zeigten zwei Psychologen, dass das Salomonische Paradoxon tatsächlich existiert: Wir können generell viel besser mit dem Leben und den Problemen anderer Menschen umgehen als mit unseren eigenen. Allerdings zeigten sie auch, dass wenn wir es schaffen, uns von unseren eigenen Problemen zu distanzieren, es sogar möglich ist, vernünftige Entscheidungen zu treffen. Eigentlich ist das eine gute Nachricht – wobei die Umsetzung nicht ganz so einfach ist.

Wir bitten andere um Rat, wenn es darum geht, andere Blickwinkel in Betracht zu ziehen, Informationen einzuholen oder eine Überzeugung zu bestätigen. Wen wir um Rat fragen, ist allerdings Untersuchungen nach abhängig davon, wie zugänglich und vertrauenswürdig diese Person uns erscheint. So bitten wir bei einem persönlichen Problem am ehesten nahestehende Personen um Hilfe, während wir bei einer medizinischen oder beruflichen Frage unsere Antwort eher bei anerkannten „Vertrauenswürdigkeit“ (die meistens im Büro ein Diplom hängen haben) suchen. Dieser Logik folgend bedeutet das, dass wir nur die Menschen um Rat fragen (und diesem dann auch folgen), denen wir vertrauen. Wenn wir also unseren eigenen Rat nicht befolgen, kann es daran liegen, dass wir uns selbst nicht vertrauen und uns nicht für kompetent genug halten.

Auch Schuldgefühle können uns davon abhalten, auf uns selbst zu hören. In Experimenten zeigt sich, dass Menschen für andere hedonische Optionen (mit Empfindungen und Erfahrungen) wählen, während sie für sich selbst jedoch nützliche Produkte (die praktisch und funktional sind) nehmen. Der Grund liegt den Forschern nach darin, dass wir eher das Praktische und Sinnvollere wählen, als die Sache, die uns vielleicht glücklicher, aber auch finanziell ärmer machen würden.

Aber wir sind zum Glück nicht dazu verurteilt, König Salomons Paradox zu durchleben. Wir können uns selbst auch manches Mal durchaus mit guten Ratschlägen helfen, wenn wir es weise angehen:

Geben Sie mehr Ratschläge

Wenn andere Menschen Sie um einen Rat bitten, dann erhöht das Ihren Selbstwert. Sie erfahren dadurch, dass andere Sie für kompetent genug einschätzen, um mit einer schwierigen Situation umzugehen. Sie können das ganze noch steigern: Beobachten Sie sich, wenn Sie jemanden einen Rat geben. Folgt die andere Person Ihrem Rat auch noch, stärkt das Ihre eigenen Überzeugungen und Ihr eigenes Verhalten.

Der beste Weg, sich selbst zu helfen, besteht also darin, zunächst anderen zu helfen. Bieten Sie also anderen, die vor einem Dilemma stehen und Hilfe brauchen, Ihre Unterstützung an – aber drängen Sie sich nicht unaufgefordert auf! Helfen Sie ihnen, ihre eigene Antwort und ihren Weg zu finden. Denken Sie darüber nach, was für diese Person die beste Vorgehensweise ist – unabhängig davon, ob Sie selbst etwas anderes tun würden. Das stärkt Ihre eigene Sicherheit in Sachen Vertrauenswürdigkeit und Ratschlagkompetenz.

Behandeln Sie Ihren Rat, als wäre es der eines anderen

Wenn Sie mit einem bestimmten Problem zu kämpfen haben, suchen Sie nach Menschen, die ähnliche Probleme haben oder in einer ähnlichen Situation stecken. Überlegen Sie dann, was Sie diesen Personen sagen würden und wie Sie Ihnen helfen könnten. Am besten ist es, wenn Sie Ihre Ideen oder Lösungen aufschreiben und genau dokumentieren. Nachdem Sie das gemacht haben, legen Sie diesen Ratschlag auf Ihr eigenes Leben um. Die Forschung zeigt, dass diese Art der Perspektivenübernahme dabei hilft, sich selbst zu distanzieren und neue Ideen leichter annehmen zu können. Außerdem verbessern Sie so Ihre eigene Reflexionsfähigkeit.

Vergessen Sie aber bei beiden Punkten bitte nicht auf eines: Ihre Ideen und Lösungsansätze sollten immer gut durchdacht sein. Vor allem, wenn es um eine wichtige Entscheidung geht, machen Sie das mit der notwendigen Ernsthaftigkeit, die Ihr Problem auch verdient. Fangen Sie an, wie König Salomon zu agieren, in dem Sie weise Ratschläge geben – und dann nutzen Sie diese für Ihr persönliches Königreich.