Wie können wir erwarten, dass andere uns respektieren, wenn wir uns selbst nicht respektieren? Wenn wir uns ständig sagen, dass andere besser, erfolgreicher, schöner und klüger als wir selbst sind? Ich erlebe das in meiner Arbeit ständig: Viele trauen sich nicht, ihre Ideen mit anderen zu teilen, weil sie Angst davor haben, dass ihre nicht gut genug sind. Dass sie ausgelacht werden und dass die anderen viel besser sind. Dabei bringt es nichts, sich mit anderen zu vergleichen, sondern ist auch anstrengend. Und das Schlimmste: Sich mit anderen zu vergleichen hat vor allem einen selbstzerstörerischen Charakter.
Das ewige Vergleichen liegt in unserer menschlichen Natur. Wir vergleichen uns ständig mit anderen, weil so uns, unsere Umwelt und unser Verhalten versuchen zu verstehen. Diese Fähigkeit zur Selbstreflexion ist eine wichtige, ganz besondere Eigenschaft der Menschen. Sie hilft uns dabei, über unsere Absichten nachzudenken und erfüllt unser grundlegendes Bedürfnis, uns selbst einzuschätzen. Letzteres funktioniert aber nur, wenn wir einen Wert haben, auf den wir uns referenzieren können. Gut, dass wir in einer Welt leben, die von anderen Lebensformen bevölkert ist, die uns sehr ähnlich sehen und auch so verhalten, dass wir uns mit ihnen gut vergleichen können.
Dieser Zwang, uns ständig mit anderen zu vergleichen, wurde erstmals 1954 der Sozialpsychologe Leon Festinger untersucht. In seiner “Theorie des sozialen Vergleichs” führte er zwei Gründe an, warum wir uns ständig mit anderen vergleichen: Erstens können wir so Unsicherheit in uns wichtigen Bereichen verringern und zweitens definieren wir uns dadurch selbst. Dazu brauchen wir aber auch einen Bezug bzw. eine Referenz, an die wir uns halten können. Je ähnlicher wir nun einer anderen Person sind, die wir für wichtig halten, desto eher vergleichen wir uns mit ihr.
Wie können Sie nun aufhören, sich ständig mit anderen zu vergleichen?
1. Machen Sie sich bewusst, dass die Außensicht auf einen anderen Menschen nichts mit der tatsächlichen Innensicht zu tun hat
Solange Sie jemanden nicht wirklich kennen, sollten Sie niemals das äußere Erscheinungsbild dazu verwenden, die dessen Realität zu beurteilen. Die Menschen lieben es, sich gerade in Social Media so zu präsentieren, wie sie gerne gesehen werden. (So bin ich letztens fast vom Stuhl gefallen, als ich von einem Kollegen gehört habe, dass er Konkurs gegangen ist, obwohl es immer so schien, als würde er von Auftrag zu Auftrag jetten.) Wenn Sie sich beim Surfen durch die Social-Media-Welt unzulänglich oder langweilig fühlen, denken Sie daran, dass Sie nie wissen, was sich wirklich hinter verschlossenen Türen abspielt.
2. Machen Sie Schluss mit dem Knappheitsdenken
Im Kopf der meisten Menschen herrscht der Gedanke der Knappheit. Wir können nur gewinnen oder verlieren, das heißt, dass die Plätze damit auch vergeben sind, denn alles ist nur einmalig verfügbar. Es wirkt, als gäbe es nicht genug Erfolg, Geld, Glück, Freunde, Ideen, etc. für jeden einzelnen von uns. Dieses Denken beschränkt aber nur Sie selbst! Es lähmt uns und blockiert. Wir hören auf zu handeln. Das führt wiederum dazu, dass wir uns auch nicht weiterentwickeln und verbessern können. Dabei können Sie UND Ihr Kollege zur gleichen Zeit großartige Ideen haben, die wert sind, weitergedacht zu werden.
3. Seien Sie dankbar für das, was Sie haben
Wenn Sie sich dazu verpflichten, zutiefst dankbar für das zu sein, was in Ihrem Leben gut läuft, und Sie sich auch täglich selbst daran erinnern, sind Sie weit weniger anfällig für Vergleiche und Neid. Und es gibt mit Sicherheit ganz viel, das Ihr Leben bereichert. Sie müssen nur genau hinsehen.
4. Nutzen Sie den Vergleich als Motivation zur Verbesserung
Es gehört zur menschlichen Natur, das zu wollen, was andere haben. Dabei ist dieses Denken eigentlich reine Zeitverschwendung - es sei denn, Sie haben ein Vorbild, das sich aufgrund ihrer Großzügigkeit oder Freundlichkeit auszeichnet: Welche Vergleiche können Ihnen dabei helfen selbst zu wachsen? Welche Frauen oder Männer bewundern Sie, die einen wirklichen Unterschied in der Welt machen? Wer inspiriert Sie, besser zu sein, bei dem, was Ihnen wirklich wichtig ist? Diese Vergleiche sind die einzig nützlich, weil sie uns dabei unterstützen zu wachsen und uns zu verändern.
Zum Schluss
Vergleiche rufen meist nur negative Energie hervor, die Sie auch noch an Ihre Umwelt aussenden - und das nützt niemandem, am wenigsten Ihnen selbst. Wenn Sie sich das nächste Mal in der Vergleichsfalle wiederfinden, halten Sie kurz inne und schicken Sie als erstes einmal liebevolle und freundliche Gedanken an sich selbst. Machen Sie auch Ihrem Vergleichsbild ein Kompliment. Zu schätzen, was an anderen positiv ist, wird zu einer positiven Angewohnheit, die einen Bumerang-Effekt hat und Ihnen hilft, selbstbewusster zu sein.
Letztendlich bewerten Sie alleine, wie Ihr Leben verläuft. Sie alleine wissen, was Sie in Ihrem Leben erreichen wollen und was Ihnen wichtig ist. Das muss nicht dasselbe sein, was für andere wichtig ist. Nur weil jemand anderer meint, er oder sie wäre besser, erfolgreicher oder schöner als alle anderen, bedeutet das nicht, dass es auch wirklich so ist. Nur weil Sie glauben, dass das Leben eines anderen gut läuft, heißt das noch lange nicht, dass es tatsächlich gut läuft.
Leben Sie Ihr eigenes Leben und laufen Sie nicht dem Bild eines anderen nach.