Die Arbeitskultur spiegelt die zunehmende Komplexität und die Anforderungen wider, denen Unternehmen weltweit gegenüberstehen. Hypervernetzt zu sein und jederzeit und überall auf Abruf zur Verfügung zu stehen, ist einfach anstrengend.
Einer Umfrage zufolge betrachtet ein Viertel aller Beschäftigten ihren Arbeitsplatz derzeit als die größte Belastung in ihrem Leben. Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnet Stress als die "globale Gesundheitsepidemie des 21. Jahrhunderts". Das Tempo und die Intensität unserer momentanen Arbeitskultur fordern mehr denn je eine Widerstandsfähigkeit zu entwickeln, um sich effektiv im Arbeitsleben zurechtzufinden. Dabei ist es wichtig sich bewusst zu sein, dass nicht jeder Stress gleich negative Auswirkungen hat. Vielmehr gibt es auch Stressarten, die sich positiv auf unser Wohlbefinden und unsere Produktivität auswirken. „Guter Stress“ bzw. „Eustress“ kann uns durchaus motivieren und uns helfen, das Beste aus uns herauszuholen.
Sehen Sie Stress und Spannung wie eine glockenförmige Kurve: Wenn wir den Peak oder die Hochleistungsspitze hinter uns haben, an dem der Stress uns motiviert, erleben wir die ungesunden Auswirkungen von Stress, die, wenn sie über längere Zeit andauern, nicht nur zu Burnout, sondern auch zu chronischen Erkrankungen führen. Stress, der uns Schwierigkeiten oder ungesunde Belastungen verursacht - „Disstress“ - ist ein Hauptgrund zur Sorge, da er den persönlichen und geschäftlichen Erfolg direkt und nachteilig beeinflusst.
Die Widerstandsfähigkeit, also Resilienz, durch Einstellungen, Verhalten und soziale Unterstützung kann aufgebaut werden und ist keine Eigenschaft, mit der man geboren wird. Das zeigen Untersuchungen. Das bedeutet, Sie können lernen, widerstandsfähiger zu werden. Der Aufbau von Resilienz findet jedoch niemals im luftleeren Raum statt. Faktoren, die dazu beitragen, sind Optimismus; die Fähigkeit, schwierige Emotionen zu kontrollieren; ein Sicherheitsgefühl und ein starkes soziales Unterstützungssystem.
Wie können wir also Resilienz entwickeln und angesichts chronisch negativen Stress und ständig steigender Anforderungen, Komplexität und Veränderung motiviert bleiben? Zunächst ist es wichtig zu verstehen, warum Sie sich gestresst und überarbeitet fühlen.
Hier einige weitere Tipps, die auf Erkenntnissen der Neurowissenschaft, Verhaltens- und Organisationsforschung basieren:
1. Üben Sie sich in Achtsamkeit. Menschen in der Geschäftswelt konzentrieren sich zunehmend auf mentale Trainingspraktiken, die mit Achtsamkeit verbunden sind - und das aus gutem Grund. Achtsamkeit fordert die Beurteilungsgenauigkeit, fördert die kognitive Flexibilität und hilft uns beim Lösen von Erkenntnissen. Auch die Einbeziehung von Achtsamkeit in wichtige Prozesse wie Onboarding, Schulung von Führungskräften, Leistungsgespräche und Führungskräfteentwicklung ist von entscheidender Bedeutung für das Wohlbefinden der MitarbeiterInnen.
2. Packen Sie Informationen in Häppchen und meiden Sie Kontextwechsel. Wir erhalten jede Sekunde 11 Millionen Informationen. Die leitenden, denkenden Zentren unseres Gehirns können allerdings nur 40 Informationen verarbeiten. Nun ist es schwer, die Menge an Informationen, die wir täglich erhalten, zu reduzieren, aber wir können die Verarbeitung dieser Informationen optimieren. Überlegen Sie sich, welche Informationen für Sie wirklich wichtig sind. Vermeiden Sie, soweit möglich, zu oft den Kontext zu wechseln. Blocken Sie sich dediziert Zeiten am Tag, um bestimmte arbeitsbezogene Aktivitäten zu erledigen und holen Sie sich die dort notwendigen Informationen.
3. Legen Sie Pausen ein. Während des ganzen Arbeitstages ist es wichtig, auf die Höhen und Tiefe Ihrer Energie zu achten. Volle Konzentration ist in der Regel nur 90-120 Minuten möglich. Daher ist es sinnvoll, sich einige Minuten von unserer Arbeit zu verabschieden, um Energie und Aufmerksamkeit zu tanken. Studien zeigen, dass eine Pause von Arbeitsaktivitäten - auch wenn sie nur kurz ist - mehr Energie, geistige Klarheit, Kreativität und Konzentration fördert und letztendlich unsere Widerstandsfähigkeit im Laufe des Arbeitstages steigert
4. Steigern Sie Ihre geistige Flexibilität. Es ist ohne viel Aufwand möglich, die neuronalen Netzwerke, mit denen wir die Erfahrung von Stress verarbeiten, buchstäblich umzuleiten, um auf schwierige Situationen oder Personen zu reagieren. Diese Eigenschaft der mentalen Beweglichkeit hängt von der Fähigkeit ab, in der Lage zu sein, eine Pause einzulegen, um die Erfahrung von einem neutralen Standpunkt aus zu beobachten und dann zu versuchen, das Problem zu lösen. Wenn wir gedanklich einen Schritt zurücktreten und unsere Gedanken und Emotionen benennen können, richten wir die Aufmerksamkeit effektiv vom Stress weg.
5. Entwickeln Sie Mitgefühl. Eine der am meisten übersehenen Fähigkeiten für mehr Resilienz ist, dass Sie Mitgefühl entwickeln - sowohl zu sich selbst als auch zu anderen. Mitgefühl erhöht positive Emotionen, schafft positive Arbeitsbeziehungen und verbessert die Zusammenarbeit.
Es gibt Zeiten in unserem Leben, in denen der Stress enorm erhöht ist oder wir Schmerzen und Traumata erleben, an denen wir glauben zu zerbrechen. Indem wir uns selbst kennen lernen und erkennen, was wir schaffen können und was nicht, werden wir in der Lage sein, Strategien zu entwickeln, die es uns ermöglichen, widerstandsfähig zu werden und diese Schwierigkeiten zu meistern. Optimismus, Lösungsorientierung, Improvisationsgeschick und die Bereitschaft, die Opferrolle zu verlassen und Verantwortung zu übernehmen, sind wichtige Voraussetzungen, um Resilienz aufzubauen. Dieser Aufbau ist ein Prozess und geschieht nicht einfach so. Aber letztlich steckt in jedem von uns die notwendige Kraft und auch der Mut, von denen wir gar nicht wussten, dass wir diese haben.