Warum wir lieber an Lügen festhalten, als zuzugeben, dass wir falsch liegen.
Hast du schon mal mit jemandem diskutiert und egal, welche Beweise du gebracht hast, die Person blieb stur bei ihrer Meinung? Oder vielleicht kennst du das auch von dir selbst: Du hältst an einer Überzeugung fest, obwohl die Fakten eigentlich dagegen sprechen. Kann man das überhaupt an sich selber sehen?
Ja. Und genau hier wird es spannend: Denn unser Gehirn liebt Bestätigung so sehr, dass es uns blind macht für Widersprüche. Das ist kein Zufall, sondern ein psychologischer Denkfehler: der Confirmation Bias.
Confirmation Bias bedeutet, dass wir Informationen so suchen, bewerten und erinnern, dass sie unsere bestehenden Überzeugungen bestätigen. Alles, was widerspricht, blenden wir eher aus.
Ein Beispiel: In einer Studie sollten Menschen beurteilen, ob eine Hypothese stimmt. Sie haben fast ausschließlich nach Beweisen gesucht, die ihre Annahme stützten und gegenteilige Beweise ignoriert. Und genau das sehen wir heute überall, von Fake News in Social Media bis hin zu hitzigen politischen Debatten.
Ich bin Ingrid Gerstbach, Unternehmensberaterin, Autorin und Coach. In meinem Buch „Die 7 Ausreden der Unternehmen“ beschreibe ich diese kognitiven Verzerrungen als Denkfallen. Weil sie nicht nur im Privatleben, sondern auch in Organisationen enorme Schäden anrichten.
Das Tückische am Confirmation Bias ist, dass wir uns sicher fühlen, wenn unsere Meinung bestätigt wird. Gleichzeitig schotten wir uns gegen neue Informationen ab. So entstehen Echokammern: in Unternehmen genauso wie in Social Media. Das Ergebnis: Wir entwickeln uns nicht weiter, sondern verstricken uns immer tiefer in falsche Überzeugungen.
Was kannst du tun, um diese Denkfalle zu durchbrechen?
Suche aktiv Widerspruch: Frag Menschen bewusst nach Gegenargumenten. Auch wenn es unangenehm ist.
Nutze Slow Thinking: Reagiere nicht sofort, wenn etwas deine Meinung bestätigt. Schlaf eine Nacht drüber. So verhinderst du vorschnelle Urteile.
Checke die Quellen: Gerade bei Social Media gilt es zu hinterfragen, woher die Information kommt. Glaubwürdige Quellen sind Gold wert.
Kultiviere Fehlerfreundlichkeit: Es ist keine Schwäche, die Meinung zu ändern, sondern ein Zeichen von Stärke. Wer dazulernt, wächst.
Mach morgen einen Test: Lies einen Artikel oder schau ein Video, das deiner Meinung widerspricht. Versuche nicht sofort zu urteilen, sondern frag dich: „Was könnte daran richtig sein?“ Du wirst merken, wie ungewohnt – und gleichzeitig befreiend – das sein kann.
Der Confirmation Bias sorgt dafür, dass wir lieber an Lügen festhalten, als zuzugeben, dass wir falsch liegen. Aber wenn du diese Denkfalle erkennst, kannst du klarer denken und bessere Entscheidungen treffen.

