Warum wir uns selbst im Weg stehen – und wie wir es ändern können

Haben Sie sich jemals dabei ertappt, dass Sie sich selbst im Weg stehen? Sie haben sich ein großes Ziel gesetzt – vielleicht eine neue Fähigkeit zu erlernen, eine gesündere Routine zu etablieren oder endlich das Projekt abzuschließen, das schon lange in Ihrem Kopf herumschwirrt. Doch trotz Ihrer besten Absichten scheinen Sie irgendwie festzustecken. Sie prokrastinieren, lenken sich ab oder finden tausend Gründe, warum jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist. Willkommen in der Welt der Selbstsabotage.

Was das Ganze so hinterhältig macht: Selbstsabotage ist subtil. Oft erkennen wir nicht einmal, dass wir uns selbst blockieren, bis der Schaden schon angerichtet ist. Aber warum sabotieren wir unsere eigenen Ziele? Die Antwort hat weniger mit fehlender Motivation zu tun, als vielmehr mit einer tief verwurzelten menschlichen Angst – der Angst vor Veränderung und, paradoxerweise, der Angst vor Erfolg.

Sie fragen sich vielleicht: „Angst vor Erfolg? Wer hat denn so etwas?” Doch diese Angst ist real. Erfolg bringt Veränderung, und Veränderung ist unbequem. Erfolg fordert uns auf, aus unserer Komfortzone herauszutreten, uns neu zu definieren und das Risiko des Scheiterns zu akzeptieren. In der Psychologie wird das self-handicapping genannt – eine unbewusste Strategie, sich selbst Steine in den Weg zu legen, um am Ende eine Ausrede für mögliches Scheitern zu haben.

Ich erinnere mich an eine Zeit in meinem Leben, als ich genau diesen inneren Konflikt erlebte. Auf der einen Seite war der Drang, mich weiterzuentwickeln und neue Dinge zu erreichen, auf der anderen Seite jedoch diese lähmende Unsicherheit: „Was, wenn ich es nicht schaffe? Was, wenn ich es doch schaffe und die Verantwortung, die mit Erfolg einhergeht, zu viel wird?“ Diese paradoxe Angst führte zu Selbstsabotage in Form von Aufschieben und Perfektionismus – zwei treue Begleiter der Selbstblockade.

Perfektionismus ist dabei ein besonders perfider Saboteur. Auf den ersten Blick wirkt er wie eine Tugend: Wer möchte nicht seine besten Leistungen zeigen? Doch in Wirklichkeit steckt hinter dem Drang zur Perfektion oft eine tiefe Angst vor Fehlern und Bewertung. Der Gedanke, nicht gut genug zu sein, hält uns davon ab, überhaupt ins Handeln zu kommen. Lieber arbeiten wir endlos an den Details oder verschieben den Abschluss, um uns der endgültigen Bewertung – sei es von anderen oder uns selbst – zu entziehen.

Perfektionismus und Prokrastination sind die Tarnkappen unserer inneren Saboteure. Wenn Sie sich schon einmal dabei ertappt haben, stundenlang über eine Strategie nachzudenken, anstatt den ersten Schritt zu tun, kennen Sie dieses Gefühl. Diese Denkweise verhindert den Fortschritt und sabotiert das eigene Potenzial.

Was können wir tun, um aus diesem Kreislauf auszubrechen?

  1. Erkennen Sie Ihre Ängste. Der erste Schritt, um Selbstsabotage zu überwinden, ist sich das Ganze bewusst zu machen. Wovor haben Sie wirklich Angst? Ist es das Scheitern, oder vielleicht der Erfolg? Nehmen Sie sich die Zeit, sich diese Fragen zu stellen. Die Antwort liegt oft tiefer, als wir denken. Studien zur kognitiven Dissonanz zeigen, dass Menschen oft unbewusst handeln, um unangenehme innere Spannungen zu vermeiden – selbst wenn das bedeutet, ihre eigenen Träume zu torpedieren.

  2. Entkoppeln Sie Ihren Selbstwert von Leistung. Ein verbreitetes Phänomen, das mit Selbstsabotage einhergeht, ist das Impostor-Syndrom – das Gefühl, ein „Betrüger“ zu sein, jemand, der seinen Erfolg nicht verdient hat. Lassen Sie sich davon nicht bestimmen! Unser Wert als Menschen sollte nicht an äußere Erfolge geknüpft sein. Der Gedanke, dass wir uns ständig beweisen müssen, führt direkt zur Selbstsabotage. Erfolg ist großartig, aber er definiert Sie nicht.

  3. Feiern Sie den Fortschritt, nicht die Perfektion. Jeder Schritt, den Sie in Richtung Ihrer Ziele machen, ist ein Erfolg. Perfektionismus lähmt uns, Fortschritt motiviert uns. Wenn Sie sich darauf konzentrieren, wie weit Sie bereits gekommen sind, statt darauf, wie weit der Weg noch ist, nehmen Sie der Angst vor Versagen den Wind aus den Segeln.

Am Ende geht es darum, den Mut zu haben, unvollkommen zu sein. Mut, Fehler zu machen und trotzdem weiterzugehen. Mut, den Fortschritt über die Perfektion zu stellen und dabei zu lernen, sich selbst zu akzeptieren – so wie wir sind. Der Weg zum Erfolg ist selten gerade, er ist chaotisch und voller unerwarteter Wendungen. Aber genau darin liegt seine Schönheit und sein Wert.

Selbstsabotage ist menschlich. Wir alle tun es – ob bewusst oder unbewusst – weil wir alle mit Ängsten und Unsicherheiten zu kämpfen haben. Doch die gute Nachricht ist: Wir können lernen, diese Ängste zu erkennen, uns ihnen zu stellen und sie zu überwinden. Das erfordert Selbstreflexion, Mut und die Bereitschaft, unvollkommen zu sein. Denken Sie bitte immer daran: Sie sind bereits genug.