Mein Mann und ich hatten vergangenen Sonntag unseren 17. Hochzeitstag. Wir sind allerdings nicht nur verheiratet, sondern führen auch gemeinsam seit mehr als 15 Jahren eine erfolgreiche Unternehmensberatung. Wann immer wir das erzählen, werden wir gefragt, wie wir verheiratet und zusammenarbeiten können. Die Wahrheit? Es war ein langer Weg dorthin (und ist nach wie vor ein ständiges daran arbeiten), wo wir jetzt stehen, bei dem wir nicht nur viel über uns gelernt haben, sondern auch, wie Teamarbeit wirklich funktioniert.
Jeder Mensch hat seine individuelle Interessen, die auch schnell in einer Beziehung zu Konkurrenzdenken führen können. Ich bin kein Gegner von Wettbewerb, im Gegenteil. Ich habe schon erlebt, wie die Energie des richtigen Konkurrenzdenkens zu neuen Lösungen und Ideen geführt hat. Es ist vielmehr die Art und Weise, wie wir konkurrieren, die den Unterschied macht. Wird das „Ich“ über das „Wir“ (oder einzelne Abteilungen über das Unternehmen) gestellt, treten nicht nur unweigerlich Konflikte auf, die meist unausgesprochen und damit ungelöst unterschwellig vor sich hinbrodeln. Es geht vor allem die gemeinsame Identität verloren.
Studien zeigen, dass Menschen mit einem wettbewerbsorientierten Konfliktstil, bei denen es nur Gewinnen oder Verlieren geben kann, wesentlich unglücklicher sind als Menschen, die gemeinsam nach Lösungen suchen, also kooperativ vorgehen. Der Schlüssel liegt nicht darin, den Wettbewerb vollständig zu eliminieren, sondern darin, die Art des Wettbewerbs zu ändern. Hier drei Gedanken dazu.
1. Legen Sie Ihre Stärken zusammen
Eine Studie über Schüler hat deutlich gezeigt, wie Wettbewerb positiv gefördert werden kann: Forscher baten eine Gruppe von Kindern, gemeinsam ein komplexes Puzzle zu lösen. Sie fanden heraus, dass sowohl die Problemlösungsfähigkeiten als auch der Spaß höher waren, wenn die Kinder zusammenarbeiteten und sich gegenseitig unterstützten, als wenn sie allein und ohne die Unterstützung einer kooperativen Beziehung arbeiteten. Dabei entdeckten die Forscher auch, dass die Kinder, die zusammenarbeiteten, sich generell viel altruistischer verhielten. Sie teilten zum Beispiel automatisch mehr Ressourcen oder halfen andere, die in Not zu sein schienen.
Ähnlich ist es in der Partnerschaft oder im Team: Die Welt ist oft brutal, unbarmherzig und wettbewerbsorientiert. Gemeinsam sind Hindernisse viel leichter zu bewältigen. Fühlen Sie daher, was Ihr Partner durchmacht, und erleben Sie gemeinsam die Siege, wie auch die Niederlagen. Sehen Sie die Herausforderungen, denen Sie begegnen, als Hindernisse, die Sie zusammen viel einfacher überwinden können.
2. Achten Sie auf Fairness
Persönliche Konkurrenzbeziehungen sind wie das „Ultimatum-Spiel“, ein berühmtes Experiment aus der Verhaltensökonomie. Bei diesem Experiment wird einem Teilnehmer eine Summe geboten, die er zwischen sich und einem anderen Teilnehmer aufteilen muss. Der andere kann das Angebot annehmen oder ablehnen. Wenn er es ablehnt, gehen beide leer aus (Studien zeigen, dass Menschen oft unfaire Angebote ablehnen, selbst wenn das bedeutet, dass sie selbst kein Geld bekommen. Fairness und soziale Gerechtigkeit ist ein Wert, der für die meisten Menschen wichtig ist). Wenn der eine Teilnehmer nun versucht, einen möglichst großen Anteil für sich zu behalten, läuft er Gefahr, dass der andere das Angebot ablehnt und dadurch beide leer ausgehen. Wenn er jedoch einen fairen Anteil anbietet, maximiert er die Chance, dass das Angebot angenommen wird, und beide profitieren.
Ich hoffe natürlich, dass Ihre Beziehung keine finanziellen Aufteilungsspiele beinhaltet, aber die Lektion ist dieselbe: In einer Konkurrenzbeziehung achtet jeder Partner auf seine eigenen Interessen, und beide Seiten bekommen am Ende weniger, als sie wollen. Das führt zu Kränkungen. Wenn beide für das gemeinsame Wohl zurückstecken und faire Entscheidungen treffen, geht es beiden besser.
3. Sprechen Sie Konflikte an
Dieser Ansatz macht auch unvermeidliche Konflikte weniger schädlich für eine Beziehung. Alle Paare - und auch alle Teams - haben früher oder später Meinungsverschiedenheiten. Das ist auch wichtig, denn schließlich handelt es sich um Individuen mit eigenen Werten, einer eigenen Meinung und eigenen Perspektiven. Außerdem ist ohne Auseinandersetzungen kein Fortschritt möglich. Die meisten Paare sollten sogar mehr streiten, nicht weniger. Das bedeutet nicht, absichtlich nach Streit oder nach Gründen für einen Streit zu suchen. Aber wir sollten natürlich entstehende Konflikte akzeptieren. Der Schlüssel liegt in der Art und Weise, wie Probleme angegangen werden: Im Zweifel gilt es dem anderen zu vertrauen. In der Psychologie gibt es das Prinzip der bedingungslos positiven Wertschätzung. Anstatt von vornherein anzunehmen, dass Ihr Gegenüber Unrecht hat, böse Absichten verfolgt oder versucht, Sie bewusst zu verletzen, glauben Sie lieber daran, dass er oder sie im Grunde ein guter Mensch ist. Eine Studie bestätigt das sogar: Wenn wir weniger wahrscheinlich von Bosheit in den Handlungen unseres Partners ausgehen, sind Streitigkeiten weniger stressig und können leichter gelöst werden.
Eine stärkere Zusammenarbeit bedeutet auf keinen Fall, dass Sie Ihre einzigartige Identität aufgeben sollen. Zusammenarbeit bedeutet vielmehr, bewusst die Stärken zusammenzulegen und nicht aufzuhören einzigartig zu sein. Es gibt kein „Wir“, wenn eine oder beide Seiten das Selbst aufgeben. Zusammenarbeit fördert nicht nur den Erfolg, sondern bringt auch Glück, wenn Sie sich entscheiden aus dem „Ich“ ein „Wir“ zu machen. Wie durch Zauberei wird auf diese Weise das Glück über das hinaus erweitert, was sich jeder von uns allein vorstellen könnte.