Sind Sie Ideenentwickler, Ideenbewerter oder Ideenmanager?

Unternehmen, die Wert auf Weiterentwicklung und Innovation legen, verbringen meist viel Zeit auf der Suche nach Menschen, die die Fähigkeiten besitzen, neue Ideen konsequent zu entwickeln, an diesen dranzubleiben und schließlich diese Ideen auch umzusetzen. Wie können Sie herausfinden, ob potentielle Kandidaten oder gar Sie selbst das Potenzial zu guten Innovatoren in sich tragen?

Ich habe in all meinen Design Thinking Beratungen die Erfahrung gemacht, dass es nicht den einen Innovator gibt, sondern dass es verschiedener Menschen bedarf, die wertvoll und wichtig in den Schlüsselphasen des Innovationsprozesses sind. So braucht es einige Mitarbeiter, die Ideen generieren, andere wiederum müssen die Fähigkeit besitzen mit geschultem Auge genau diese Ideen zu evaluieren, während wiederum andere die ausgewählten Ideen umsetzen und deren Entwicklung managen. Wenn Ihr Unternehmen erfolgreich sein soll, brauchen Sie jede dieser Rollen.

Hier ein paar Hinweise, wie Sie den Ideenentwickler, den Ideenbewerter und den Ideenmanager als solche enttarnen können:

Der Ideenentwickler

Große Ideen finden Sie vor allem dort, wo es Menschen gibt, die bereits viel erlebt haben, aber die auch gleichzeitig offen für Neues sind und gerne über das neue Wissen sich austauschen und dieses reflektieren. Die Wurzel von wirklich guten Ideen liegt in der Anwendung unseres Wissen von einem Gebiet auf ein anderes. Menschen, die das können, ähneln sich oft stark in ihrer DNA: Sie sind nicht nur bereit, Neues zu lernen, sondern sie haben vor allem Spaß daran, tiefer zu graben, den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen und Altes zu hinterfragen. Oft sind diese Personan auch noch sehr gewissenhaft und gründlich. Diese Gründlichkeit ist aber nicht zu verwechseln mit Perfektion - es geht nicht darum, irgendetwas fehlerlos umzusetzen, sondern zu verstehen, wie Dinge wirklich funktionieren und ob bzw. wie genau dieselben Ideen vielleicht noch anders eingesetzt werden könnten.

Um herauszufinden, ob ein potentieller Kandidat diese Eigenschaften besitzt, ist es hilfreich, wenn sie bei den Interviews zunächst über Sachverhalte sprechen, bei denen Sie sich selber gut auskennen. Schließlich suchen Sie Menschen mit einem breiten Wissen. Lassen Sie sich auch nicht von Titeln und Ausbildungen blenden: In vielerlei Hinsicht spielt es keine Rolle, welches Fachgebiet jemande tatsächlich studiert hat - die Zukunft ist unberechenbar und die wenigsten können vorhersagen, welches Fachgebiet letztlich die entscheidende Quelle für eine neue Idee sein wird.

Der Ideenbewerter

Nur weil eine Idee sich im ersten Moment gut anhört, bedeutet das nicht, dass sie auch zu einem erfolgreichen Produkt führen wird. Nach der Entwicklung und Ausarbeitung einer neuen Idee muss diese zunächst evaluiert werden. Dieser Prozess erfordert einen gänzlich anderen Satz an Fähigkeiten.

Gute Ideen-Bewerter müssen vor allem den Markt verstehen können. Sie sollten wissen, was bzw. warum Menschen (oder Unternehmen) etwas kaufen und was bzw. warum nicht. Auch momentane Lücken und Trendbewegungen beobachten zu können, ist wichtig. Menschen mit Vertriebserfahrung in einer bestimmten Branche bringen oftmals genau diese Expertise mit. Um eine Idee aber letztlich auch bewerten zu können, braucht es die Zusammenarbeit mehrer Menschen, die Ideen gemeinsam teilen und reflektieren. Und es braucht auch ein dickeres Fell, denn nicht alle Bewertungen werden freudig und positiv aufgenommen - vor allem dann nicht, wenn der Ideen-Bewerter Vorschläge ablehnt oder Gedanken wie Luftblasen zerplatzen lässt.

Achten Sie bei der Suche nach einem Ideen-Bewerter darauf, dass diese Person genau und gewissenhaft ist. Schließlich soll der Prozess der Bewertung sauber erfolgen. Und dass die Person bereit ist, sogenannte "sunken costs" (= Kosten, die bereits investiert wurden) als notwendiges Übel zu betrachten. Eine interessante Idee zu verfolgen bedeutet eben auch, dass jemand bereit ist zu sagen, wenn ein Projekt nicht funktionieren wird, obwohl bereits viel Zeit, Mühe und Geld investiert wurde. Fragen Sie mögliche Kandidaten deswegen, wie sie die Balance zwischen Beharrlichkeit (die oft wichtig für den Erfolg ist) und der Bereitschaft, Projekte aufzugeben, meistern.
Innovationen auf den Markt bringen ist immer riskant. Gerade deswegen ist es umso wichtiger, dass Sie jemanden haben, der genügend Zeit investiert, um sicherzustellen, dass die Idee erfolgreich sein wird, noch bevor zu viel investiert wurde.

Der Ideenmanager

Nachdem eine Idee ausgewertet wurde, ist noch lange nicht Schluss. Vielversprechende Konzept sind jetzt erst reif, um übernommen und intern wie extern erfolgreich vermarktet zu werden.

Dieser Vorgang erfordert wieder einen anderen Satz an Eigenschaften. Innovationsmanager müssen einerseits bereit sein, im Rampenlicht innerhalb und außerhalb eines Unternehmens zu stehen. Die Idee soll ja schließlich beworben werden, damit möglichst viele Menschen diese mit Ressourcen (Zeit und Geld) unterstützen. Für die Rolle des Ideenmanagers eignen sich meiner Erfahrung nach vor allem Menschen, die von Natur aus eher extrovertiert sind und flexibel agieren. Denn oft bedarf es einer Kursänderung: Selten ist die anfängliche Entwicklung einer Innovation die letztlich beste und richtige. Suchen Sie deswegen vor allem nach Menschen, die bereit sind, neue Wege zu gehen, die Idee anders zu gestalten, um modernen Marktbedürfnissen gerecht zu werden.

Erfolgreiche Ideenmanager sind von Natur aus echte Teamplayer. Das Team muss motiviert sein, denn es wird auch Durststrecken geben. Menschen mit narzisstischen Tendenzen werden dazu neigen, die Lorbeeren für den Erfolg alleine zu nehmen, anstatt diesen mit den anderen zu teilen. Und das wiederum wirkt sich negativ auf jede Teamkultur aus.
Als Ideenmanager werden Sie oft dazu aufgefordert, Ihre Vorschläge und Gedanken an andere zu verkaufen. Dafür gibt es meistens nur eine einzige Chance, die genutzt werden will. Ein effektiver Verkaufsauftrag erfordert zwar, viel über die Idee zu wissen. Aber wichtiger ist, die sichtbare Energie und Begeisterung für das, was erreicht werden kann. Stoiker können eine großartige Arbeit leisten, um Menschen um Projekte herum zu organisieren, aber sie stecken nur selten andere auch an.

Fazit

Bei der Entwicklung von Innovation geht es nicht nur darum, kreative (Geschäfts)ideen zu generieren. Es geht auch darum, diese Ideen zu prüfen, um diejenigen zu identifizieren, die am ehesten Erfolg haben, und diese dann zu managen. Leider vergessen viele Unternehmen darauf, dass Ideen generieren, evaluieren und managen unterschiedliche Eigenschaften bedarf. Das führt dazu, dass die meisten potenziell innovativen Ideen zugunsten von weniger innovativen abgelehnt werden.