Design Thinking und Business-Analyse: Ein Widerspruch?

Dieser Beitrag wurde als Beitrag zur Blog-Parade anlässlich des BA-Camp 2016 geschrieben.

Als Spezialistin für Design Thinking empfinde ich meine Arbeit als eine Art Entwicklungshilfe für Unternehmen. Durch ein Verständnis der Ist-Soll-SItuation und meinem Know-how aus unterschiedlichsten Projekten, ermögliche ich diesen Innovationen, neue Erfolgspotentiale und Entwicklungen zu erreichen. Dieser Ansatz erscheint mir deswegen so wichtig, weil meiner Erfahrung nach Veränderung und Innovation für das Überleben eines Unternehmens von zentraler Bedeutung ist.

Um den immer komplexer werdenden Herausforderungen des Unternehmensalltags gut gewappnet zu begegnen, müssen neue, intelligente Wege gegangen werden. Eine Möglichkeit ist die Unterstützung in Form von neuen Technologien. Eine andere ist die horizontale Weiterentwicklung, bei der Unternehmen nach alternativen, funktionsübergreifenden Wegen der Zusammenarbeit suchen. Letzteres schafft eine neue Umgebung, die wiederum als Plattform für eine lebendige Unternehmenskultur dient, die ansprechender und transparenter ist und dadurch die Mitarbeiter unterstützt, schneller, effizienter und leistungsfähiger als vorher zu agieren.

Ich werde vermehrt gemeinsam mit meinen Mann als Berater für schwierige Problemlösungen gerufen. Mein Mann gilt als einer der führenden Experten in Sachen Business-Analyse. Auf den ersten Blick sind nicht nur wir als Mann-Frau ein Widerspruch, sondern auch unsere Disziplinen, denen wir unser Herz verschrieben haben: Design Thinking als kreativer, von Außen chaotisch anmutenden Akt versus dem strategisch, analytisch und bewährtem Vorgehen der Business-Analyse. Auf dem zweiten, näheren Blick finden sich aber eine Vielzahl an Parallelen:

  • Beide Disziplinen bieten ein strukturiertes Vorgehen mit dem Ziel, Lösungen zu finden, indem das Problem zunächst verstanden wird.
  • Sie stellen auch beide einen transparenteren Rahmen zur Verfügung, um ein gemeinsames Verständnis aller Beteiligten zu erreichen.
  • Beide suchen nach funktionierenden Lösungsansätzen und generieren einen Prototyp, der schließlich verfeinert und getestet wird, um daraus zu lernen.
  • Sowohl Business-Analyse als auch Design Thinking sollten im Idealfall bereits vor dem Projekt eingesetzt werden, da diese Methoden für enorme Einsichten und Erkenntnisse sorgen, die viel Zeit, Geld und Rückschläge sparen.

Warum neben Business-Analyse noch Design Thinking?

Design Thinking bietet ein strukturiertes Vorgehen an, bei dem sich kreative Phasen mit analytischen abwechseln und so erst Innovation ermöglicht. Projekte erhalten dadurch eine solide Basis, bevor sie gestartet werden. Dadurch kann sichergestellt werden, dass sich sowohl Vorgehensweise als auch Investitionen wirklich lohnen. Unternehmen bekommen so einen viel höheren Grad an Sicherheit garantiert, viel weniger Mehrdeutigkeit treten auf - einfach weil bereits vor dem Business Case bestimmte Details bereits dank der Zusammenarbeit, dem Testen und dem Trial and Error Prinzip berücksichtigt werden konnten.

In traditionellen Projekten gleicht die Zusammenarbeit mit den Stakeholdern eher einer distanzierten Aufgaben. Die eigentlichen Vorteile aus der Interaktion wird meistens erst nach der Implementierung und dem Testen eindeutig. Wenn bereits die Mehrheit der Entscheidungen getroffen wurde. All das verhindert Design Thinking mit seinem kollaborativen, interaktiven und iterativen Ansatz.

Was ist Design Thinking?

Design Thinking ist vielmehr als ein einfacher Innovationsprozess. Für mich ist es ein Mindset bzw. eine Einstellung, Problemen von mehreren Perspektiven aus zu begegnen. Design Thinking setzt dort ein, wo es um die Definition eines Problems oder Bedürfnisses geht und hört erst dann auf, wenn ein greifbares Ergebnis, eine in sich schlüssige Lösung gefunden ist. Dazu bedient es sich verschiedenen Techniken: Einige helfen dabei die Kreativität anzukurbeln (divergent), andere helfen bei der Analyse und der Verfeinerung (konvergent).

Design Thinking lebt von einer Reihe an Prinzipien, die dem Einzelnen im Team Struktur und Anleitung geben sollen:

  • Austausch ist das oberste Gebot.
  • Denke visuell und kommuniziere deine Gedanken mit allen.
  • Keine Kritik innerhalb der Ideenfindungsphase.
  • Fragen produzieren weitere Ideen.
  • Es geht um die Quantität, nicht die Qualität.
  • Die entwickelten Ideen sollten entweder verfeinert, erweitert oder beseitigt werden.
  • Mache früh Fehler und lerne daraus. Perfektion ist nicht willkommen.
  • Der Mensch und seine Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt.

Methoden im Design Thinking

Design Thinking sollte als Prozess am besten schnell und in iterativen Schleifen durchgeführt werden. Niemand wird Ihnen aber einen exakten Zeitrahmen voraussagen können. Ausgehend von einer breiten Palette verschiedener Szenarien und der Komplexität von Problemstellungen, ist das jeder Durchlauf für sich einzigartig und noch nie dagewesen.

Der Prozess führt uns durch vier Phasen: Auch wenn es zunächst den Anschein erwecken mag – diese Stufen sind nicht linear, sondern können in beliebiger Abfolge auftreten und beliebig oft wiederholt werden. Im folgenden bespreche ich kurz die Phase und liste einige dazupassende Methoden auf, die Ihnen vielleicht aus einem anderen Kontext bekannt vorkommen könnten.

1. Das Problem verstehen: Der Fokus ist immer auf den Mensch gerichtet. Unser Nutzer ist der Protagonist, den wir in seiner Ganzheit verstehen wollen, um auch Ungesagtes zu begreifen. Das Endprodukt ist eine starke Mischung aus neuen Paradigmen und Perspektiven.
Methoden: Observation; Dokumentenanalyse; Interviews; Workshops; Aktives Zuhören

2. Das Problem definieren: In diesem Schritt bringen Sie das eigentliche Problem explizit zum Ausdruck. Um wirklich brauchbare Lösungsideen zu entwickeln, benötigen Sie zuerst das entscheidende Handwerkszeug und eine überzeugende Problemstellung, die Ihren Ideen als Sprungbrett dient.
Methoden: Kontextdiagramm; Domain Mapping; Mission/Vision Statement

3. Ideen entwickeln: Eine Herausforderung bei der Ideenfindung ist, dass wir oft Dinge suchen, von denen wir wissen, dass sie funktionieren werden. In Wahrheit schafft das keine Sicherheit, sondern ist nur eine schlechte Kopie, die nicht funktionieren wird. Versuchen Sie groß zu denken, lassen Sie sich inspirieren.
Methoden zum Entwickeln: Brainstorming; Mind Mapping; Freies Assoziieren; Fishbowldiagramm; Analogien und Metaphern; kollaborative Spiele
Methoden für die Auswahl: SWOT, Kriterien-Scoring; analytisches und kritisches Denken

4. Experimentieren und testen: Dabei geht es darum, die Ideen aus Ihrem Kopf in die reale, physische Welt zu schicken. Ein Prototyp kann alles möglich sein, das eine physische Form annimmt: eine Wand voller Post-it-Notizen, ein Rollenspiel, ein Raum, ein Objekt, ein User-Interface, ein Storyboard etc. Testen ist im Grunde die nächste Integration des Prototyps. Oft ergeben sich in dieser Phase vollkommen neue Einsichten.
Methoden: Umfragen; Big Data und Analyse; KPI; NPS; Umfragen; Root Cause Analyse; Observation.

Fazit

Normalerweise wird in Unternehmen mit traditionellen und bewährten Werkzeugen oder Erkenntnisse gearbeitet. Den meisten Unternehmen fehlt die Fähigkeit, schnell Probleme aufzudecken und diese wirklich zu ergründen. Stattdessen wird oft auf den linearen Ansatz zurückgegriffen. Design Thinking ermöglichen aber Unternehmen, Ideen von Mitarbeitern zu verfolgen und zu verstehen, welche funktioniert und welche nicht - und das in einem einfachen, schnellen und effektiven Verfahren.

Design Thinking im Rahmen eines strukturierten, methodischen Vorgehens wie Business-Analyse kann den Motor eines Unternehmens bilden und dadurch zum Brennpunkt von Innovationen werden. Es senkt das Risiko und die Kosten, verbessert die Leistung der Mitarbeiter und verändert die Unternehmenskultur so, dass die Dinge besser abgestimmt und effektiver erledigt werden.